Morrissey bleibt sich auch mit 50 Jahren treu

Der Altstar besingt auf seinem Album „The years of refusal“ sein Leben als ewiger Single.

Düsseldorf. Es gibt Pop-Ikonen, die ihren Stil so häufig wechseln wie andere die Garderobe. Und es gibt Morrissey. Der britische Musiker, in den 80er Jahren berühmt geworden als Sänger der Indie-Band The Smiths, ist der wohl größte Sturkopf der Popgeschichte. Auf ihn trifft sie tatsächlich zu, die Phrase vom Künstler, der sich selbst treu bleibt. In seinen Songs gleichen sich seit jeher die Themen: Einsamkeit, unglückliche Liebe und das Ringen um Würde und Aufrichtigkeit in einer verlogenen Gesellschaft. Für diese Ehrlichkeit wird der obsessive Einzelgänger vom Publikum verehrt. Morrissey ist die Sisyphos-Figur im englischen Pop-Zirkus: Jemand, der an sich und der Welt verzweifelt - und dennoch nicht aufgibt.

So bleibt der Melancholiker auch 2009, im Jahr seines 50. Geburtstags, eine verlässliche Säule im schnelllebigen Musikgeschäft. Soeben ist sein neues Solo-Album "The years of refusal" erschienen, eine kraftvoll-rockige Bestandsaufnahme seiner Lebenssituation als ewiger Single. Top-Ten-Platzierungen auf dem europäischen Festland und die Chartspitze im Mutterland Britannien werden der Platte gewiss sein. Und die für den Sommer geplante Europa-Tournee wird als Triumphzug enden. 2004, als er in einer Open-Air-Arena seiner Heimatstadt Manchester ein Comeback-Konzert gab, traf er zehntausende Zuschauer mit seinem größten Solo-Hit "Everyday Is Like Sunday" mitten ins Herz.

Auf der neuen Platte fehlt zwar ein Song mit vergleichbarer Aura. Dennoch darf man "The years of refusal" als gelungen bezeichnen. Morrissey, dessen Solo-Karriere 1988 nach dem Zerfall der Smiths begann, überrascht mit einigen wütend-krachigen Rocksongs wie "Something is squeezing my skull" oder "All you need is me". Die Riffs schlagen derart kräftig ein, dass man zunächst meint, sich in der CD vertan zu haben. Aber sobald sich seine melodramatische Stimme einschaltet und von der Unmöglichkeit der Liebe zu singen beginnt, kann man alle Zweifel zerstreuen.

Die Single "I’m throwing my arms around Paris", aufgenommen in einem von Geigenstreichern unterlegten Breitwand-Sound, bestätigt diese Einsicht. Da schwingt sich der schwelgerische Refrain zum Selbstbekenntnis eines Verweigerers empor. Das stärkste Stück ist die leidenschaftliche Tirade "It’s not your birthday anymore" - die bitterböse Erzählung von einer Abrechnung mit einer Ex-Geliebten.

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