Komponist Elliott Carter mit 103 gestorben

New York/Berlin (dpa) - Der amerikanische Komponist Elliott Carter, eine der wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen Musik, ist tot. Carter sei bereits am Montag im Alter von 103 Jahren in New York gestorben, teilte sein Musikverlag Boosey and Hawkes mit.

Der zweimalige Pulitzer-Preisträger galt als einer der führenden Komponisten Amerikas in der klassischen Musiktradition. „Seine Musik kam immer aus einer sehr tiefen Seele“, sagte der Dirigent Gustavo Dudamel, der im Oktober Carters jüngstes Stück in Los Angeles aufgeführt hatte. „Wir trauern sehr um ihn, aber was er als Künstler und Erfinder geschaffen hat, wird ewig bleiben.“

Nach Angaben seines Verlags komponierte Carter, der am 11. Dezember 1908 in New York geboren wurde, in jahrzehntelangem Schaffen mehr als 150 Werke, von frühen Stücken wie der Sinfonie No. 1 (1942) bis hin zu „Dialogues II“ (2012), das im Oktober an der Scala in Mailand aufgeführt wurde. Als Krönung seines Schaffen als Orchesterkomponist gelte das 50-minütige Triptychon „Symphonia: sum fluxae pretium spei“ („Ich bin der Preis der vergehenden Hoffnung“), das 1998 in Manchester erstmals vollständig aufgeführt wurde. 1960 und 1973 erhielt Carter den Pulitzer-Preis, 1981 den Ernst-von-Siemens-Musikpreis.

Mit 90 Jahren schrieb er seine erste Oper, die 1999 unter Daniel Barenboim an der Staatsoper in Berlin uraufgeführt wurde. Sein 100. Geburtstag wurde mit einem Konzert an der berühmten New Yorker Carnegie Hall gefeiert. „Bis zuletzt erstaunte er die Musikwelt, weil er immer innovativ blieb und sein eigenes Profil behielt“, schrieb die „Los Angeles Times“ in einem Nachruf.

Carters Werke galten stets als hochkomplex und schwierig. Trotzdem waren sie bei Orchestern sehr begehrt und auch beim Publikum äußerst beliebt. „Als junger Mann wollte ich immer für das Publikum schreiben“, sagte der Komponist einmal. „Dann habe ich aber gelernt, dass es das Publikum nicht interessierte. Also habe ich entschieden, für mich selbst zu schreiben. Seitdem interessiert sich das Publikum.“ Niemals ließ sich Carter, der seit 1945 in derselben Wohnung im New Yorker Stadtteil Greenwich Village gelebt hatte, von festgesetzten Abgabeterminen stressen. Er werde seine Kompositionen herausgeben, so sagte er stets, wenn sie fertig seien.

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