Klaviere und Schlagzeug statt Orchester beim SHMF

Neumünster (dpa) - Ausnahmewerke des 20. Jahrhunderts füllen beim Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) selbst größte Räume. Mit 3200 Zuhörern war die Holstenhalle Neumünster am Freitagabend ausverkauft.

Festivalintendant Rolf Beck dirigierte Carl Orffs „Carmina Burana“. Statt des Orchesters wählte Beck zwei Klaviere und Schlagzeugbatterien als Begleitung. In gleicher Besetzung war zuvor Igor Strawinskys „Sacre du Printemps“ zu hören. Unaufgeführt wurde zudem ein kurzes Auftragswerk des Türken Fazil Say. Dem Publikum gefiel die ungewöhnliche Mischung.

Als Magnet wirkte offenbar Martin Grubinger. Der 28 Jahre alte Schlagzeuger aus Österreich stieg in Norddeutschland zum Publikumsliebling auf. Der Trommler aus der Nähe von Salzburg kam mit einem halben Dutzend Kollegen, vom Vater bis zum einstigen Lehrer. Das Podium hatten die Musiker mit Schlagwerk vollgestopft. Zwischen den Instrumenten flitzten sie umher wie beim Sport. An zwei Flügeln saßen die türkischen Zwillingsschwestern Ferhan und Ferzan Önder.

Strawinskys Ballett „Le Sacre du Printemps“ hatte bei der Uraufführung 1913 in Paris einen Skandal ausgelöst. Beim SHMF gab es nur die Musik. Man vermisste nicht unbedingt die Tänzer, wohl aber den Orchesterklang. Den hatte Martin Grubinger senior auf die Rhythmusinstrumente verteilt.

Bei Carl Orffs „Carmina Burana“ dirigierte Intendant Rolf Beck den Festivalchor, eine schlagkräftige junge Truppe, die zwischen sehr zarten Stellen und explodierendem Fortissimo pendelte. Unter den Solisten ragte der Bariton Dominik Köninger hervor. Als Auftragswerk erklang zudem eine zwölf Minuten lange Komposition von Fazil Say, abwechselnd fein gesponnene und fetzig-aggressive „Variationen für zwei Klaviere und Schlagzeug“.

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