Ke$ha: Mit Dollarzeichen im Künstlernamen

Pop: Kein Song ist derzeit so allgegenwärtig wie das wuchtig dröhnende „Tik Tok“ von Ke$ha. Die 22-Jährige könnte Lady Gaga den gerade erst erklommenen Pop-Thron streitig machen.

Lady Gaga war gestern - Manege frei für Ke$ha! Die 22-jährige Sängerin aus den USA sammelt gerade Spitzenpositionen internationaler Charts und besticht mit ihrer unbefangenen Art.

Bekannt wurde Ke$ha vor einem Jahr. Sie war es, die dem Refrain des Ohrwurms "Right Round" von Rapper Flo Rida ihre Stimme lieh. Heute ist sie selbst der Star. Ihrem Hit "Tik Tok", der auch hierzulande auf Platz eins gestiegen ist, folgt nun das Album "Animal". Doch wer ist die Blondine mit dem Killerblick?

Geboren wurde sie am 1. März 1987 unter dem Namen Kesha Rose Sebert. Damals wohnte sie mit ihrer Mutter in San Fernando Valley, ein Tal im Nordwesten von Los Angeles. Ihre Kindheit verbrachte Ke$ha danach in Nashville, Tennessee. Dort, im Zentrum der Country-Musik, wuchs sie auf - ohne Vater, allein mit ihrer Mutter Pebe Sebert und ihren Brüdern Lagan und Louis.

Schon früh entdeckte sie die Musik. "Ich habe immer schon gewusst, dass ich auf der Bühne stehen wollte", erzählt sie. "Es gibt ein Video von mir, als ich fünf war; ich war nackt und am ganzen Körper bemalt und sagte ‚Ich werde ein Rockstar und niemand wird mich aufhalten’." Eingeimpft hat ihr den Willen Mutter Pebe, eine ehemalige Punkrocksängerin, die Ende der 70er und Anfang der 80er als Songschreiberin, unter anderem für Country-Ikone Dolly Parton, kleine Erfolge feierte. Von ihr lernte Ke$ha zu singen und zu komponieren. Mit Texten, die eine Geschichte erzählen, ganz im Geiste des Countrys.

Zuhause gab es nicht viel, nur die Musik von Größen wie Bob Dylan, Johnny Cash und Patsy Cline. "Wir lebten von Sozialhilfe und Essensmarken", sagt Ke$ha, die sich trotz der schwierigen Lage an eine schöne, wenn auch ungewöhnliche Kindheit erinnert. Der Wendepunkt kam 2005, als sie mit 17 die Schule schmiss und nach Los Angeles ging, um ihre Traumkarriere in die Tat umzusetzen. Getrieben von Übermut kam sie auf die verrücktesten Ideen. Selbst Prince blieb nicht verschont, dem sie bis in seine Villa in Beverly Hills hinterher stieg: Mit fünf Dollar bestach sie den Gärtner, kroch unterm Zaun durch und schlich in die Gemächer des Superstars, der gerade im Probenraum war. Bevor Bodyguards sie zur Straße hinaus geleiteten, schob sie Prince noch ein Demo-Tape zu.

Entdeckt wurde Ke$ha trotzdem erst später. In einem Aufnahmestudio, das sie regelmäßig besuchte, war Produzent Dr.Luke gerade mit Flo Ridas neuem Album beschäftigt. Die zwei schliffen an einem Sample des "Dead or Alive"-Hits "You Spin Me Round (Like a Record)" von 1984. Da fiel Dr. Luke plötzlich Ke$ha ein. Ihren Gesang kannte Luke von den Demos und fand die Stimme wie gemacht, dem Refrain neues Leben einzuhauchen. Ein Volltreffer: "Right Round" stürmte die internationalen Hitlisten und verkaufte sich in nur einer Woche mehr als 600000Mal.

Ein Geldregen, der an Ke$ha vorbeiging. "Es war Zufall, dass ich überhaupt dabei war", resümierte sie in einem US-Radiointerview. Und weil sie nichts daran verdient hat, ziert sie seitdem ihren Namensschriftzug mit dem Dollar-Zeichen - ein ironischer Seitenhieb.

Doch Dr. Luke, der bereits Stars wie Britney Spears, Katy Perry, Kelly Clarkson oder Avril Lavigne zu Nummer-eins-Hits verholfen hat, kam erneut auf sie zu. "Ich war auf der Suche nach einer Sängerin mit einer unglaublichen, unverkennbaren Stimme und einem ganz eigenen Stil", so Luke. Mit Ke$ha, die bis dahin über 200 Songs selbst geschrieben, in Katy Perrys Video "I Kissed A Girl" eine Gastrolle hatte und sich nichts so sehr wünschte, wie Sängerin zu werden, stieß er auf Gold.

Nach der Single "Tik Tok" erreichte nun auch das Album "Animal" (siehe Kasten) die Nummer eins der amerikanischen Charts, und Ke$ha ist vor allem eines geblieben: natürlich. Im Interview auf MTV erklärt sie unverkrampft, mit strahlendem Lächeln und glänzenden Augen, wie viel Glück sie hatte und dass sie immer "echt" bleiben will, sich niemals verstellen würde. "Ich kann auch über mich selbst lachen", versichert sie. "Ich bin eben nur ein dankbares verrücktes Mädchen, das Spaß haben will." Und dieser Spaß fängt gerade erst an.

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