Jazz-Legende Hazy Osterwald mit 90 gestorben

Wien/Luzern (dpa) - Er war der Bandleader in der Blütezeit des Wirtschaftswachstums: „Geh'n Sie mit der Konjunktur... Schöpfen Sie ihr Teil und schröpfen Sie, die andern köpfen Sie sonst später ohnehin.“

Mit munter-ironischen Texten wie im „Konjunktur-Cha-Cha“ spielte und sang sich Hazy Osterwald Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre in die Wohnzimmer der frisch gebauten Häuser. Als Bandleader verkörperte der Schweizer eine lockere Mischung aus Witz und musikalischem Können. Doch nicht dem Schlager - gern mit leicht subversiven Texten - gehörte seine Leidenschaft, sondern dem Jazz und Swing. Acht Tage nach seinem 90. Geburtstag ist Hazy Osterwald am vergangenen Sonntag in Luzern gestorben.

Geboren am 18. Februar 1922 in Bern als Rolf Erich Osterwalder, schrieb er bereits mit 18 Jahren erste Arrangements für das Orchester Teddy Stauffer und arbeitete ab 1942 unter seinem Künstlernamen. 1949 gründete der Trompeter sein Hazy-Osterwald-Sextett. Die Band hatte sich dem Jazz und Swing verschrieben und trat auf internationalen Festivals auf.

Doch der Erfolg kam mit der leichteren Muse. Ende der 1950er Jahre nahm das Osterwald-Sextett den „Kriminaltango“ auf und schaffte damit den Durchbruch. Als weiterer Hit folgte der „Konjunktur-Cha-Cha“. 1962 bekam Osterwald seine erste eigene TV-Show - aus dem Osterwald-Sextett wurde das etwas mondäner wirkende „Hazy Osterwald Jetset“.

Der Musiker stand mit allen Showgrößen seiner Zeit auf der Bühne, von Peter Alexander und Udo Jürgens bis Caterina Valente und Bill Ramsey. Dabei war er Interpret und Arrangeur, Produzent und Bandleader, Komponist und Texter. Er trat in einigen Filmen auf - „Liebe, Tanz und 1000 Schlager“, „Siebenmal in der Woche“ und „Im grünen Kakadu“.

„Ich hatte ein erfülltes Leben“, resümierte Osterwald einmal im Gespräch mit der dpa. Zwar habe er auch düstere Zeiten durchlebt, räumte er ein. Aber als echtes „Stehaufmännchen“ habe er immer wieder neu angefangen. Der Höhepunkt seiner Karriere war mit den 1970er Jahren überschritten, doch Osterwald trat auch noch im Alter von 80 Jahren hin und wieder auf.

Der leidenschaftliche Musiker nannte als Vorbilder Count Basie, Frank Sinatra oder Glenn Miller. Der erfolgreiche Künstler wurde unter anderem mit den Swiss Jazz Lifetime-Achievement Award für sein Lebenswerk geehrt. Seit 1985 lebte der vierfache Vater mit seiner dritten Frau Eleonore in Luzern.

Eine fortschreitende Parkinson-Krankheit machte es ihm zunehmend schwer, noch Musik zu machen und zur Trompete zu greifen. Der eigenen Branche stand er zuletzt sehr skeptisch gegenüber. Gute Musik werde immer seltener, sagte Osterwald der dpa. Das Musikerleben verlange einem viel ab, meinte er. „Aber ich habe es immer mit Freude gemacht.“

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