Interview: Die Fantastischen Vier - „Wir stehen voll auf Inhalt“

Mit „Fornika“ bringen die Fantastischen Vier ihr siebtes Studioalbum heraus. Smudo plaudert über erste Ideen im Waschzuber, Alter und Freundschaft.

<strong>Düsseldorf. Smudo, 18 Jahre Fanta 4 und sechs Millionen verkaufter Platten - wie motivieren Sie sich immer wieder aufs Neue, ins Studio zu gehen?Smudo: Das Plattenmachen ist bei uns kein bewusster Prozess, sondern schleicht sich eher so ein. Die eigentliche Motivation entsteht bei der Arbeit am Album, wenn es uns gelingt, wieder etwas Neues zu schaffen. Die ersten Ideen haben Sie im Waschzuber bei Thomas D. in der Eifel entwickelt. Wie lief das ab?Smudo: Das war für uns so etwas wie ein "Auftakt-Event" und hat uns zusammengeschweißt. Wenn man aus dem heißen Wasser raus kommt, ist man ein ganz neuer Mensch. Der mit Feuer beheizte Zuber steht im Freien und man hat von dort einen wunderschönen Blick über den Wald. Dazu noch den Schampus, wie wir unsere spanische Sektmarke nennen, das macht schon was her. Nur wer mit nacktem Hintern raus musste, um Holz nachzulegen, hatte bei der Kälte schlechte Karten. Im Vorfeld des neuen Albums wurde in der Öffentlichkeit immer wieder über Ihr Alter diskutiert. Stört Sie das?´Smudo: Bei uns ist das kein Thema. Das ist eher eine Grenze in den Köpfen der Leute. Das Problem liegt nicht in der Tatsache, dass wir auf die 40 zugehen, sondern im Alter der Band. Wir haben schon über so vieles geschrieben, da wird die Ideensuche für die Texte schwieriger. Denn unser Anspruch ist es, uns immer wieder neu zu erfinden.

"Wir haben so viel gemeinsam erlebt: Früher wurden wir mit Tomaten beworfen, später mit Blumen!"

Welche Bedeutung hat es, dass Sie schon seit ewigen Zeiten Freunde sind?Smudo: Da liegt genau das Herz der Band. Wir sind diesen langen Weg gemeinsam gegangen. Dabei waren wir vorher Freunde und sind es heute immer noch. Wir haben soviel gemeinsam erlebt - zu Beginn wurden wir mit Tomaten beworfen, später mit Blumen. Wir wurden verklagt und mussten erfahren, dass man am Vormittag nicht mehr normal zum Einkaufen gehen kann. Das sind alles Dinge, aus denen unser Teamgeist entstanden ist. Jeder weiß, was er am anderen hat. Wenn einer aussteigt, machen Sie dann als Fanta 3 weiter?Smudo: Nein, dann ist das Bandprojekt zu Ende. Sie sind ja, was die Inhalte der Songs angeht, sehr anspruchsvoll.Smudo: Wir haben für dieses Album so viel Material gesammelt und verworfen wie noch nie. Der Inhalt ist uns sehr wichtig, deshalb braucht eine CD auch Zeit. Es gab Anfang der 90er Vorwürfe, dass das, was wir anbieten, zu leichte Kost sei, seitdem stehen wir voll auf Inhalt. Natürlich haben sich Musik und Texte verändert, weil diese ein Abbild von uns in unserer jeweiligen Lebenssituation sind. Sie stehen der deutschen HipHop-Szene mit ihren Gangsta-Rappern kritisch gegenüber. Warum?Smudo: Das ist eine ambivalente Haltung. Wir lehnen es ab, den amerikanischen HipHop nach Deutschland zu holen, weil dieser aus einem ganz anderen kulturellen Zusammenhang stammt und hier immer nachgemacht wirkt. Schade ist bei vielen Rappern auch die Themenarmut. Eine Ausnahme ist hier Sido, der durchaus den notwendigen Pfiff für ironische und selbstironische Songs hat. Wo liegen die Unterschiede zwischen "Fornika" und dem Vorgängeralbum "Viel"?Smudo: "Fornika" ist im Vergleich zu "Viel" eine Weiterentwicklung, weil die Stücke sonniger und damit poppiger klingen. Auch bei den Reimen haben wir einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Das Album ist außerdem viel abwechslungsreicher geworden als sein Vorgänger. Das Ganze kann man mit einem Auto vergleichen, das noch mal auf Hochglanz poliert wurde.

Die Fantastischen Vier

Die Band Die Fantastischen Vier wurden 1986 von Michi Beck, Thomas D., And. Ypsilon und Smudo in Stuttgart gegründet. Mit Songs wie "Die Da", "Sie Ist Weg" oder "MfG" haben Fanta 4 dem deutschsprachigen HipHop den Weg bereitet. Dabei haben sich die vier Schwaben nicht am amerikanischen Rap orientiert, sondern ihren eigenen Weg konsequent beschritten. Auch bei die Videos und Plattencovern haben Fanta 4 eine ganz neue Ästhetik entwickelt.

Neues Album "Fornika" erscheint am 7. April. Unterstützt wurden Fanta 4 unter anderen von Gastmusikern wie Herbert Grönemeyer ("Einfach sein)," der Münchener Freiheit ("Ernten, was wir säen") und Max Herre ("Was bleibt").

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