Fürstliche Oper „La Traviata“ im Thurn-und-Taxis-Schloss

Regensburg (dpa) - Resolut weist die Schlossherrin noch rasch einer Freundin einen Stuhl zu, als bereits die ersten Klänge der Ouvertüre einsetzen.

Gloria von Thurn und Taxis kommt etwas zu spät zu ihrem Platz. Augenblicke später ist sie aber wie die rund 3000 Premierenbesucher der 11. Thurn-und-Taxis-Schlossfestspiele in Regensburg von Verdis „La Traviata“ gefangen.

Die Solisten und der bis zu 50 Sänger starke Chor des Nationaltheaters aus dem tschechischen Brünn sind herausragend und werden trotz frischer abendlicher Temperaturen um kurz vor Mitternacht minutenlang gefeiert. Der eigentliche Star des Abends ist jedoch das Schloss selbst. Kaum eine Oper passt so gut wie Verdis „La Traviata“ mit seinen prachtvollen Ballszenen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts in die Umgebung des Innenhofes des Schlosses St. Emmeram.

Das Bühnenbild ist schlicht, der Hintergrund offen gehalten - die Besucher haben einen freien Blick auf die fürstliche Fassade. Die Sänger kommen durch die großen steinernen Torbögen des Schlosses auf die Bühne. So wirken die prachtvollen Ballszenen zu Beginn authentisch, weil auch die Balkone des Schlosses als Spielorte genutzt werden. In einer Szene ist Alfredo sogar unbeachtet vom Publikum durch das halbe Schloss gelaufen, um seiner Violetta schließlich von einem Fenster im Seitenflügel seine Liebe zu gestehen.

Der Ehrengast des Abends, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), ist begeistert von dem Spielort. „Das Schloss hat einen schönen Charakter und bietet ein einmaliges Ambiente für eine Oper.“ Zur Schlossherrin Gloria habe er ein gutes Verhältnis, er habe sie schon oft getroffen und bezeichnet sie als unkonventionellen Menschen. Deshalb bedauert Wowereit auch, dass er nicht den Gastauftritt der 53-Jährigen an diesem Donnerstag (18. Juli) bei der „Rocky Horror Show“ sehen kann.

„Ich kann leider nicht beobachten, wie sie mit der Harley Davidson auf die Bühne fährt.“ Für ein paar Stunden kehrt die Gastgeberin in die wilden Jahre der 1980er zurück. Auf ihrer eigenen Maschine soll sie gleich zu Beginn des schrillen und bunten Musicals Eddie auf die Bühne bringen. In der Schlussszene ist sie die Chefin der „Außerirdischen“ vom Planeten Transylvania und holt den „Schlossherrn“ Frank'n Further wieder nach Hause.

Ihr Sohn, Albert Fürst von Thurn und Taxis, hat noch keine rechte Vorstellung von dem Auftritt. „Aber ich bin gespannt, wie meine Mutter das macht“, sagte er am Freitagabend am Rande der Premiere der Schlossfestspiele.

Das Festival bietet bis zum 20. Juli ein Programm mit den unterschiedlichsten Musikstilen. Einer der Höhepunkte ist im Schlosshof das Konzert von Stargeiger David Garrett. Außerdem präsentiert Tenor Klaus Florian Vogt bei einer festlichen Operngala (14. Juli) Arien von Mozart bis Wagner. Ein weiterer Klassik-Höhepunkt ist der Auftritt des italienischen Pianisten Ludovico Einaudi (15. Juli). Mit einer Gala von Udo Jürgens enden die Festspiele. Den Schlusspunkt sollte eigentlich Popstar Elton John am 21. Juli setzen. Der Brite musste seinen Auftritt aber wegen einer Blinddarmoperation absagen.

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