Familienkonzert: Rodolfo auf der Suche nach einer besseren Welt

Uraufführung: Lutz-Werner Hesses Vertonung von „Die Werkstatt der Schmetterlinge“ in Bonn.

Bonn. Rodolfo hat es schwer: Von der weisen Alten in die Insekten- Abteilung "abgeordnet", will er als "Gestalter aller Dinge" ein Geschöpf schaffen, das schön wie eine Blume ist und wie ein Vogel fliegt.

Aber die Biene gerät zu klein, zu dick, zu haarig, und die Maus mit Flügeln wird die unheimliche Fledermaus. Rodolfo aber strebt nach einem anmutigen Wesen, das Schönheit und Harmonie in die Welt bringt.

Die Geschichte, wie Rodolfo den Schmetterling erfand, verfolgen Kinder und Erwachsene gleichermaßen gespannt beim ersten Familienkonzert "Die Werkstatt der Schmetterlinge" in der Oper Bonn. Das Beethoven Orchester Bonn erteilte dem Wuppertaler Lutz-Werner Hesse den Kompositionsauftrag.

Zusammen mit Günther Weißenborn (Müllers Marionettentheater, Wuppertal) der das Bilderbuch mit den Zeichnungen von Wolf Erlbruch (Wuppertal) und dem Text von Gioconda Belli zum Leben erweckt, schuf Hesse eine Programm-Musik im besten Sinne: Unheimlich grollt das tiefe Blech, wenn Rodolfo Grille, Marienkäfer und Ameise kreiert, unruhig klingen die Violinen mit Einwürfen vom Blech, wenn der Gestalter angestrengt nachdenkt.

Sirrende Streicher und zwitschernde Flöte münden im heftig dissonanten Cluster, aus dem eine liebliche Melodie der Violen aufsteigt: Rodolfo hat aus fallenden Blütenblättern und dem schwirrenden Kolibri den Schmetterling gezaubert und ihm durch Pusten Leben eingehaucht. Die "Marionetten" sind flächige Figuren, wie direkt aus dem Bilderbuch entsprungen.

Rodolfo, den Philosophen auf der Suche nach der besseren Welt, mit großen Füßen, langer Nase, rundem Brillchen und riesigen Ohren schließen die Kinder sogleich ins Herz.

Der Schmetterling aber erhebt sich als filigrane Glitzerzeichnung auf weißem Tuch zur rhythmisch bewegten Melodie der Solo-Flöte. Abwärtsskalen und Paukendonner kennzeichnen das Ende des Schaffensprozesses. Selbst die störenden Fliegen und den selbstzufriedenen Hund erkennen die Kinder in der Musik wieder.

Wohltuend, dass Weißenborn die Texte losgelöst von der Musik liest. So können die Kinder die Handlung in den bewegten Figuren zur Musik leicht nachvollziehen. Professionell und einfühlsam agiert das Orchester und folgt aufmerksam Wolfgang Lischkes Dirigat: Nur beste Qualität für die Konzertbesucher von morgen scheint für die Bonner die Devise zu sein. Ob die Oper auch nach Wuppertal kommt, ist aber noch nicht ausgemacht.

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