Eva Mattes: Die Kommissarin singt

Düsseldorf. Abseits des Tatorts: Eva Mattes spricht im Interview über ihre erfolgreichen Liederabende und die Erotik des Theaters.

Frau Mattes, jetzt singen Sie auch noch?

Mattes: Das mache ich schon seit meiner Kindheit, denn mein Mutter war Sängerin und Tänzerin. Außerdem haben in vielen Shakespeare-Inszenierungen die Hauptdarstellerinnen etwas zu singen, und ich bin früher am Theater auch in Musicals und Operetten aufgetreten.

Am 10. und 11. Dezember gastieren Sie und Ihr Vokalensemble im Düsseldorfer Schumann-Saal mit Liedern von Mozart, aus Afrika und Gedichten von Pablo Neruda und Heinrich Heine auf. Was reizt Sie an diesem Mix?

Mattes: Für mich ist es eine spezielle Reise voller Poesie quer durch Kontinente und Jahrhunderte. Hier können wir zeigen, wie ähnlich die Probleme der Menschen sind — im Alltag, in der Politik und der Liebe. Der Wechsel zwischen Gesang und Text kommt beim Publikum immer gut an. Das wird hoffentlich auch bei den Liedern und Gedichten aus Südafrika, Aserbaidschan und von den italienischen Reisfeld-Arbeiterinnen so sein.

Kamen Sie selber auf diese Mischung?

Mattes: Nein, das war Irmgard Schleier — eine gute Freundnin, die für mich seit den 1980er Jahren musikalische Programme zusammenstellt. Sie sorgt mit ihrer Mischung dafür, dass ich blitzschnell von einer in die nächste Rolle wechsle. Mit unserem deutsch-französischen Abend waren wir sogar im Odéon-Theater in Paris.

Lied-Programme haben es schwer beim Publikum. Bei ihnen sind die Hallen voll.

Mattes: Ja, da kommt mir meine Präsenz im Fernsehen zugute. Nicht durch Theater und preisgekrönte Filme von Werner Herzog, sondern erst durch die Rolle als „Tatort“-Kommissarin vom Bodensee bin ich populär geworden.

Also sagen wir jetzt Frau Blum?

Mattes (lacht): Klara Blum, das bin nicht ich! Aber ich werde tatsächlich auf der Straße so angesprochen. Ich hab mich daran gewöhnt. Immerhin sehen das zweimal pro Jahr neun Millionen Zuschauer. Das finde ich prima. Denn der „Tatort“ ist nicht das Allerschlechteste, was öffentlich rechtliches Fernsehen zu bieten hat, oder?

Haben Sie Einfluss auf die Klara Blum?

Mattes: Nur wenig. Aber spontan schlage ich am Drehort noch Veränderungen vor. Und meist passen sie.

Und was geschieht, wenn geschossen wird? Sie leiden doch unter einer Knall-Phobie.

Mattes: Ja, das ist eine Angst vor Schüssen, Gewitter-Donnern usw. Deshalb bin ich bei Schießereien nicht dabei. Dank Computertechnik werden die Schüsse später auf die Bilder draufgelegt.

Sie haben in den 70ern Theaterskandale entfacht, als Sie als nackte Desdemona den Otello (Ulrich Wildgruber) über die Bühne geschleift haben. Wie denken Sie heute darüber?

Mattes: Das war eine der spannendsten Zeiten des Theaters, es war farbig, radikal und brach mit alten Moralvorstellungen. Die Auswirkungen von Regisseuren wie Peter Zadek können Sie heute in fast jedem Theater erleben.

Es heißt, Sie haben sich häufig in Regisseure verliebt.

Mattes: Das bringt die Erotik des Berufes mit sich. Das heißt aber nicht, dass man die Liebe immer auslebt. Für mich waren es meist Ersatz-Vater-Figuren.

Sie spielen neben dem Fernsehenen und den Liederabenden weiter Theater. Zurzeit Schnitzlers „Das weite Land“ am Residenztheater München, ab Januar im Sankt Pauli Theater Hamburg die Ebbie in der Komödie „Arsen mit Spitzenhäubchen“. Sie scheuen also auch das Boulevard-Theater nicht?

Mattes: Das ist eine große Herausforderung. Denn es ist so schwer, eine möglichst große Leichtigkeit über die Rampe zu bringen.

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