Element Of Crime: Textdichter mit Leib und Seele

Element Of Crime ist für viele nicht nur eine Rockband, sondern Kulturgut. Seit fast 30 Jahren kleiden die Berliner ihre poetischen Texte in phantasievolle Arrangements.

Element Of Crime: Textdichter mit Leib und Seele
Foto: dpa

Düsseldorf. Element of Crime, die Band um Bestsellerautor Sven Regener („Herr Lehmann“) legt jetzt ein neues Album namens „Lieblingsfarben und Tiere“ vor. Olaf Neumann trank mit dem Sänger, Gitarristen und Trompeter Regener und dem Schlagzeuger Richard Pappik in Berlin einen Kaffee.

Element Of Crime: Textdichter mit Leib und Seele
Foto: dpa

Ende September erscheint „Lieblingsfarben und Tiere“. Wurde im Studio viel diskutiert?
Richard Pappik: Ne, wir können nur so, wie wir können. Wir können nicht dahingehend planen, die nächste Platte wird eine Punkplatte sein. Es gibt andere Künstler, die sind sehr wandelbar im Stil. Als wir jünger waren, haben wir viel experimentiert, um zu dem klanglichen Bild zu kommen, bei dem die Band jetzt ist.
Sven Regener: Wir nehmen die Songs mehr oder weniger einzeln auf. Da wird schon viel drüber gesprochen, ob wir es zum Beispiel mit Streichern machen. Die Zeit zum Ausprobieren muss man sich auch geben.

Gemixt wurde das Album in den Haptown-Studios in Nashville/Tennessee. Hört man das?
Regener: Nashville ist interessant, weil da einige der besten Musiker der Welt arbeiten. Aber wenn Roger Moutenot in Flensburg wohnen würde, dann wäre das Ding in Flensburg gemischt worden. Er versteht unsere Art von Musik. Tagaus, tagein mischt er und nimmt Musik auf. Er ist da voll drin. Die Weise, wie er mit Stimme und Musik umgeht, wie er Instrumente mischt, ist sehr amerikanisch.

Wie groß ist die Gefahr, sich zu wiederholen?
Pappik: Wäre eine Wiederholung so schlimm? Wie viele Sachen wiederholen sich im Leben. Sie sind aber nie genau gleich, sondern wie auf einer Spirale eine Drehung höher angebracht und haben einen etwas anderen Grundton.
Regener: Das ist auch eine Frage der Betrachtung. Mir kommt es nicht so vor als wenn diese Platte die Wiederholung einer anderen wäre. Für mich sind das neue Songs. Was ist das Besondere an ihnen? Dass sie neu sind! Dieses Klischee aus den 1980ern, dass Bands sich immer wieder neu erfinden müssen, ist doch am Ende nur ein Marketing-Spruch. Um den Leuten einen Grund zu geben, dieses Album auch noch zu kaufen. Ich sage: Wenn du gern neue Songs von Element Of Crime haben willst — hier sind sie: 10 Stück!

Herr Regener, Sie gelten als einer der besten deutschsprachigen Song-Poeten. Was ist für Sie Poesie?
Regener: Ich bin nicht gut in solchen Definitionen. Poesie ist das, was ich mache. Mehr muss ich nicht wissen. Ich bin Textdichter mit Leib und Seele, ich habe über 140 Songs für Element Of Crime und noch ein paar ohne die Band geschrieben. Ich singe die gerne. Letztendlich kommt es bloß darauf an, ob man diese Lieder jahrelang singen kann, ohne sich doof dabei vorzukommen. Wenn man richtig Glück hat, kann man in den Texten immer wieder was entdecken, was einem selber noch gar nicht klar war. Poesie ist der musikalische Zweig der Literatur. Damit fing eigentlich alles an. Erst später hat man angefangen zu dichten, ohne dass Musik dabei ist. Die Gattung Lyrik ist nicht umsonst nach einem Musikinstrument benannt, der Lyra, sprich der Leier.

Sind Sie ein nachdenklicher, verträumter Songschreiber?
Regener: Weiß ich nicht, kann ich nicht sagen. Wenn die anderen dabei sind, bin ich es jedenfalls nicht.

Können Sie mit dieser Band auf Kommando neue Songs schreiben?
Pappik: In Stimmung bringen wir uns, indem wir vorher zusammen sitzen und zum Beispiel frühstücken. Die meisten lesen Zeitung, es ist sehr still. Und dann gehen wir rüber und fangen an. Das klingt vielleicht platt, aber es ist überhaupt nicht schwer und sehr entspannend, diese romantische und melancholische Musik zu machen. Wir kennen uns schon so lange, haben alle erdenklichen Situationen miteinander durchlebt, wir haben nicht nur schöne Momente und Erfolg gehabt. Dass diese Band immer noch funktioniert, ist phänomenal, fast ein Wunder. Eigentlich nicht erklärbar.

Heute bringen Sie sperrige Wörter wie Schwachstromsignalübertragungsweg in Ihren Liebesliedern unter. Wie kommt man auf sowas?
Regener: Naja, Klingelleitung konnte ich nicht noch mal bringen, das hatten wir ja schon mal. Ich habe nach einem anderen Wort dafür gesucht, am besten mit ein paar Silben mehr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort