Donna Summer: Disco-Queen und Inspiratorin

New York (dpa) - Michael Jackson, Madonna und Beyoncé wären ohne sie undenkbar gewesen - sagten Michael Jackson, Madonna und Beyoncé selbst.

Donna Summer war nicht nur die unbestrittene Disco-Queen und die Beherrscherin der Charts in den 1970er Jahren, sie war auch die große Inspiratorin, die Disco, Pop und nicht zuletzt schwarzen Künstlern zum Durchbruch verhalf. Dabei begann die Karriere der Frau Sommer in Deutschland. Am 31. Dezember wäre Donna Summer 65 Jahre alt geworden.

Mit ihrer Mischung aus R&B, Pop, Funk, Soul und Rock habe sie eine neue Form internationaler Popmusik geschaffen, schrieb der „Rolling Stone“ einmal. Und das zu einer Zeit, man kann es sich heute kaum vorstellen, als schwarze Künstler höchstens in der zweiten Reihe standen - eine Welt vor Michael Jackson, Whitney Houston und Beyoncé.

Das Sprungbrett für die steile Karriere war Deutschland. In New York fand LaDonna Adrian Gaines - mit sechs Geschwistern in einer frommen christlichen Familie in Boston aufgewachsen - keinen Job, also ging sie 1968 mit dem Musical „Hair“ nach München. Acht Jahre blieb sie in Bayern, lernte Deutsch, heiratete ihren ersten Mann, den Österreicher Helmuth Sommer, und kam mit ihrem langjährigen Produzententeam Giorgio Moroder und Pete Bellotte zusammen.

Moroder machte aus dem „Sommer“ ihres Mannes ein „Summer“ und ließ sie erotisch „Love to Love You Baby“ ins Mikrofon stöhnen. 17 Minuten lang. Der Song wurde 1975 ein Hit - und ein Skandal. Das „Time“-Magazin berichtete, für die Aufnahme des Münchner Schnauferls hätten 22 Orgasmen simuliert werden müssen. Jetzt war Summer eine Sexgöttin. Nicht wenige Sender weigerten sich aber, den Song zu spielen. Und das Seximage mochte sie selbst nicht: „Ich würde nie eine so eindimensionale Person sein wollen“, sagte sie 1977.

Nach der Rückkehr in die USA folgten Hits wie „I Feel Love“, „No More Tears“ und „On the Radio“. Der Musikfilm „Thank God It's Friday“, in dem sie mitspielte, war zwar nicht der Rede wert. Doch Summers Titelsong „Last Dance“ wurde nicht nur - wieder einmal - ein Hit, sondern bekam sogar einen Oscar. Mit fünf Grammys, drei aufeinanderfolgenden Nummer-Eins-Platin-Alben und mehr als 150 Millionen verkauften Platten wurde Summer zum Weltstar.

War es der Ruhm? Der Karrieredruck? Das Ende der Ehe? Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs war Summer depressiv - und versuchte, sich das Leben zu nehmen. Als sie aus dem Fenster eines New Yorker Hotels springen wollte, verfing sie sich im Vorhang und wurde von einem Zimmermädchen gerettet. Nach dieser Erfahrung wurde sie zu einer „wiedergeborenen Christin“ und meinte: „Wir alle erfahren Leid. Ich auch.“

Die Regentschaft als Königin war vorbei, auch wenn „She Works Hard For The Money“ noch einmal ein Welthit wurde. Der Zeit trauere sie nicht nach, sagte sie einmal. Das Diva-Image sei unecht gewesen. „An einem gewissen Punkt habe ich angefangen, den Schein abzulegen und die Menschen damit zu konfrontieren, wer ich wirklich bin.“ Zum Beispiel eine Mutter. Mehr als 30 Jahre war sie mit ihrem zweiten Mann, dem Sänger und Songschreiber Bruce Sudano, verheiratet. Neben den zwei gemeinsamen Töchtern hatte sie noch eine Tochter aus erster Ehe und mehrere Enkelkinder.

„The Queen Is Back“ hieß 2008 ihr Album, aber so ganz kehrte sie nicht zurück. Immerhin sang sie ein Jahr später bei der Verleihung des Friedensnobelpreises an Barack Obama. Da wusste sie noch nicht, dass sie Lungenkrebs hat. Die Krankheit wurde erst im Sommer 2011 diagnostiziert. Am 17. Mai 2012 starb sie, gerade 63 Jahre alt. Bis zuletzt hatte sie an einem neuen Album gearbeitet. „She Works Hard“ gilt manchmal auch für eine Königin.

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