Die Spielfreude ist zurück

Mit „Backspacer“ haben Pearl Jam wieder zu sich selbst gefunden: Zu hören gibt’s Rockmusik, mal schnell und laut, mal sanft.

Düsseldorf. Mit einer Rückkehr zur alten Form erfreut die amerikanische Band Pearl Jam ihre Fans: Der Titel "Backspacer" (to backspace = zurücksetzen) des jüngsten Albums ist Programm. Anderthalb Jahre vor seinem 20. Bandjubiläum legt das Quintett um Sänger Eddie Vedder das Resultat einer organisatorischen Umgestaltung vor, die 2003 mit dem Abschied von Sonys Label Epic Records und der damit verbundenen Befreiung aus engen Strukturen begonnen hat.

Mehr denn je lautet heute die Parole des Kollektivs: kurz, knackig, auf den Punkt. In nur 37 Minuten Spielzeit zeigt die Band, wie lebendig sie trotz all der Jahre ihrer bisherigen Karriere geblieben ist. Den elf Songs auf "Backspacer" ist die wiedergewonnene Spielfreude schon bei den ersten Drei-Minuten-Fegern anzuhören.

Schnelle, laute Lieder wie die erste Single "The Fixer" oder "Got Some" sind Pearl Jam-Konzentrat und nicht von ungefähr wie gemacht für Konzerte, in denen die Band erst zu Hochform aufläuft. "Als wir die Reihenfolge der Songs festgelegt haben, dachte ich insgeheim die ganze Zeit an die Setlist", sagt Vedder und auch Gitarrist Mike McCready denkt direkt an die Bühne. Songs wie "Supersonic" würden unglaublich Spaß zu spielen machen. Er weiß jetzt schon: "Die Leute werden ausflippen im Konzert!"

Zu verdanken hat die Band das stimmige Ergebnis vor allem ihrem Lieblingsproduzenten Brendan O’Brian (u.a. Bruce Springsteen, Aerosmith, AC/DC), der bereits für so große Pearl Jam-Alben wie "Vs." (1993) und "Vitalogy" (1994) sowie zuletzt "Yield" (1998) verantwortlich war.

Die Wiedervereinigung nach elf Jahren war für beide Seiten wichtig. "Für uns gibt es einfach keinen besseren Produzenten", sagt der zweite Gitarrist der Band, Stone Gossard. Schon während des Komponierens sei O’Brian dabei gewesen und habe sich eingemischt - ein eher ungewöhnlicher Einsatz für einen Musikproduzenten. O’Brians Übersicht wird hoch geschätzt bei den fünf Bandmitgliedern.

Und er besaß die Macht, neue Sound-Ideen einzuführen. Geigen und Waldhörner bei Pearl Jam? Was vor wenigen Jahren noch unmöglich war, macht heute den Unterschied: Die wunderbare Akustikballade "Just Breathe", die auf Vedders Arbeit am Soundtrack zu Sean Penns filmischem Meisterwerk "Into the Wild" aufbaut, erhält mit einem Hauch von Bläsern und Streichern die zweite Luft.

Obwohl die Qualität der Band, originelle Rocksongs zu kreieren, mit Stücken wie "Unthought Known" oder "Amongst The Waves" voll zum Tragen kommt, ist das saitengezupfte Liebeslied das Glanzstück des Albums.

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