Der geliebte und verfemte Komponist

Felix Mendelssohn Bartholdy wäre am Dienstag 200 Jahre alt geworden.

Düsseldorf. Er war in seiner Jugend ein Wunderkind wie Mozart, der am 3. Februar 1809 in Hamburg in eine wohlhabende jüdische Bürgerfamilie hineingeborene und am 4. November 1847 in Leipzig erst 38-jährig gestorbene Felix Mendelssohn Bartholdy. Als Neunjähriger konzertierte er bereits öffentlich als Pianist und begann in diesem kindlichen Alter umfangreiche Werke zu komponieren, darunter immerhin mehrsätzige Sonaten.

Das Wort Wunder wirkt in Bezug auf Mendelssohn nicht übertrieben, denn die Werke des Kindes und Jugendlichen besitzen eine musikalische Schönheit und Reife, wie sie nur ein großer Komponist im Vollbesitz seiner Fähigkeiten zu Papier bringen kann. Selbst Johann Wolfgang von Goethe zeigte sich von dem Talent des Jugendlichen beeindruckt.

Das brillante, melodiöse und mitreißende "Rondo capriccioso" op. 14 für Klavier stammt beispielsweise vom gerade einmal 15-jährigen Felix. Bis heute hält sich das frühe Opus souverän im internationalen Konzertbetrieb. Generell wirkt Mendelssohns Musik trotz ihrer Verwurzelung in der strengen deutschen Musiktradition oft leicht und beschwingt. Kein Wunder, dass der Philosoph Friedrich Nietzsche Mendelssohn als "schönen Zwischenfall in der deutschen Musik" bezeichnete. Mendelssohn komponierte aber auch Ernstes und Geistliches.

Zu Mendelssohns beliebtesten Kompositionen gehört sein Violinkonzert e-Moll. Es hielt sich in Deutschland bis ins frühe 20.Jahrhundert auf den Konzertprogrammen. Doch in der Nazi-Diktatur rückte die Tatsache, dass Mendelssohn Jude war, in den Vordergrund, und alsbald durfte weder das Violinkonzert noch sonst eine Komposition Mendelssohns öffentlich aufgeführt werden.

Ausgerechnet das in der Versenkung verschwundene späte Violinkonzert d-Moll des Mendelssohn-Freundes Robert Schumann holten regimekonforme Musikwissenschaftler aus dem Archiv, um einen "arischen Ersatz" für Mendelssohns weltweit populäres Opus zu schaffen. Nach Kriegsende fand das e-Moll-Konzert aber rasant wieder ins deutsche Repertoire.

Im Zuge der Verfemung im Dritten Reich verschwanden auch Büsten Mendelssohns aus dem Stadtbild etwa von Düsseldorf, wo der Komponist im Jahr 1833 das 15. Rheinische Musikfest geleitet hatte und bald darauf Generalmusikdirektor wurde. Neben dem Düsseldorfer Opernhaus hatte ein Standbild an Mendelssohn erinnert.

Seit einigen Jahren befinden sich Mendelssohn-Plastiken wieder in Düsseldorf, im Opernfoyer und am Eingang der Tonhalle. Jeder der so nobel gestalteten Takte Mendelssohnscher Musik, die Erhabenheit der Oratorien "Elias" und "Paulus" und der Lobgesang-Symphonie sind ewige Beschämungen der kulturlosen Verunglimpfung von einst.

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