Deep Purple-Bassist Roger Glover: „Das Leben genießen, jeden Tag“

Roger Glover zupft bei Deep Purple den Bass. 20 Jahre auf Dauer-Tour haben bei den Hardrockern ihre Spuren hinterlassen.

Düsseldorf. Nach acht Jahren Pause haben „Deep Purple“, mit über 100 Millionen Platten eine der erfolgreichsten Hardrockbands der Geschichte, ein neues Album veröffentlicht. „Now What?!“ heißt es. Jetzt ist das Quintett auf Tournee und spielt Dienstag in Düsseldorf in der Halle an der Siegburger Straße. Bassist Roger Glover erzählt im Interview, wie sich „Deep Purple“ und ihre Platte in der heutigen Zeit verorten.

Nach acht Jahren ein neues Album. Hatten Sie besondere Erwartungen dran geknüpft?

Roger Glover: Ich habe überhaupt keine Erwartungen, weil, wenn man die hat, dann legt man sich fest und lässt sich davon beeinflussen. Für mich besteht der Erfolg der Platte allein darin, dass wir sie fertiggestellt haben. Es gab über die Jahre immer die Diskussion, ob wir eine neue machen sollten.

Wer hatte dann das Interesse daran, eine Platte zu machen?

Glover: Ich war daran interessiert, weil ich eine Scheibe wollte, die uns mit einem guten Sound abbildete. Und so vor drei Jahren kamen wir zu der Überlegung, dass wir eine machen sollten, ganz unbeachtlich, ob sie modisch war. Es ist eher ein Kommentar zur Zeit.

Apropos, „Zeit“ scheint das magische Wort des Albums zu sein . . .

Glover: Wir sitzen natürlich nicht herum und sagen, dass wir das Wort Zeit überall hineinpacken müssen. Einerseits drängt es sich in unserem Alter auf, darüber zu erzählen, aber andererseits ist sie für jeden interessant, weil der Mensch und Zeit in der Natur existieren.

Kein Pfeifen im dunklen Wald?

Glover: (lacht) Nein, würde ich nicht sagen. Aber man lebt nicht ewig. Das ist sicher.

Abseits Ihrer Karriere, was sagen Sie zu den Veränderungen in Nordafrika, Syrien und der EU?

Glover: Sie stellen mir eine politische Frage? Politische Fragen sind schwer zu beantworten, weil wir alle verschiedene Ansichten haben. Man könnte keine unterschiedlicheren Leute haben. Wenn es eine Sache gibt, die wir vermeiden, wenn wir auf Tour oder im Umkleideraum sind, ist es, über Politik zu reden, weil es sonst zu Handgreiflichkeiten kommen würde (lacht).

Dann müsste das ja einfach zu beantworten sein, wenn ihr so eminent politische Leute seid?

Glover: Generell sorge ich mich sehr um die Welt. Aber ich glaube, ich bin mehr Beobachter als Politiker. Ich glaube, ich beobachte die Welt und ich mag es, ein paar Gesichtspunkte einzuwerfen, ohne gleich predigen zu wollen. Ich glaube, dass eine Band ihre Position nicht nutzen sollte, um den Leuten zu erzählen, was zu tun und zu denken ist. Deshalb glaube ich, dass wir eigentlich eine unpolitische Band sind.

Was ist aus dem „Highway Star“ von früher geworden? Jetzt scheint es ja etwas gemächlicher zuzugehen?

Glover: „Highway Star” wurde geschrieben, als ich 24 war. Wir sind jetzt alle andere Leute, als wir damals waren. Wir haben alle unterschiedliche Prioritäten, haben Familien, Kinder und in manchen Fällen auch Enkel. Ich glaube, was man lernen kann, ist, wenn du auf die Bühne gehst, die Lichter angehen und alles total abgeht, dass du in deinem Kopf entspannt bleibst. Eine große buddhistische Lektion, die ich verstanden habe, ist, dass man am produktivsten ist, wenn man entspannt ist.

Spielt da nicht das Drumherum seit 44 Jahren ein Rolle?

Glover: Wir leben auf der Straße, wir touren ständig. Die letzten 20 Jahre waren eine einzige kontinuierliche Tour. Dieses Leben ist ziemlich hektisch geworden, und es wird Tag für Tag stressiger. Es geht darum, den Augenblick zu genießen. Das ist mir wichtig. Viele Freunde von mir sind gestorben. Die Idee hinter dem Lied ist einfach, das Leben zu genießen, jeden Moment, jeden Tag und nichts als selbstverständlich zu nehmen.

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