Chansonnier Georges Moustaki in Nizza gestorben

Paris (dpa) - Musikalischen Trends wollte er sich nicht unterwerfen: Bouzouki, Flöte, Gitarre reichten meist als prägende Elemente seiner Lieder.

Auch der üppige Vollbart begleitete ihn über Jahrzehnte - selbst in jenen Zeiten, als bei Männern glatt rasierte Haut zum guten Ton zu gehören schien. Der Sänger und Komponist Georges Moustaki blieb sich auf vielen Ebenen treu. Am Donnerstag starb der Chansonnier im Alter von 79 Jahren in Nizza.

Lieder wie „Le Métèque“ (das Schimpfwort bedeutet im Französischen etwa „Kanake“ oder „lästiger Ausländer“) machten ihn 1969 international bekannt. Als solch ein „lästiger Ausländer“ war der gebürtige Grieche in den 50er Jahren nach Frankreich gekommen.

Das Schimpfwort und allgemeine Diskriminierung beschreiben auch Moustakis eigene Erfahrungen als Einwanderer in Paris. „Mit der Schnauze eines lästigen Ausländers, eines umherirrenden Juden und eines griechischen Hirtens“, heißt es in „Le Métèque“. Auch „Ma Liberté“ oder „Ma Solitude“ machten ihn bekannt.

Als zeitkritischer Poet thematisierte er in seinen Liedern Vorurteile. Es ging um existenzielle Fragen, Identität, Freiheit, Einsamkeit, Tod. Die meist poetische und stille Musik rief Kritiker auf den Plan. Sie warfen Moustaki mangelnde Originalität vor. Er ignorierte solche Einwände.

Auch andere Künstler mit großem Namen griffen auf vermeintlich seichte Texte und Kompositionen von Moustaki zurück. Er schrieb für Dalida und Yves Montand, arbeitete für Juliette Gréco oder Françoise Hardy. Mehr als 300 Chansons gehören zum Werk Moustakis.

Eine Künstlerin sollte ihn besonders in ihren Bann ziehen: Edith Piaf. 1959 schrieb er für sie „Milord“, die Sängerin machte das Chanson international zu einem Klassiker. Etwa ein Jahr lang verband die beiden auch eine Affäre. „Ediths Zärtlichkeit ist heute die stärkste Erinnerung“, sagte Moustaki später darüber.

Ruhm, Erfolg und Anerkennung musste sich Moustaki erarbeiten. Geboren wurde er 1934 als Giuseppe Mustacchi im ägyptischen Alexandria. Die griechischen Eltern nahmen den Sohn Anfang der 50er Jahre mit nach Paris. Dort schlug er sich zunächst auch als Straßenmusiker durch.

Im Intellektuellenviertel Saint-Germain-des-Prés lernte er viele Künstler kennen, darunter auch den Schriftsteller und Chansonnier Georges Brassens. Zu dessen Ehren änderte er seinen Vornamen. „Georges ist eine Hommage an Brassens, ich betrachte ihn als einen Meister - ich wollte etwas von ihm besitzen“, beschrieb Moustaki das Verhältnis. Die französische Staatsbürgerschaft nahm Moustaki 1985 an.

Der Chansonnier frönte stets auch seinen Leidenschaften. „Meine Exzesse haben mich erschöpft“, sagte er dazu einmal. Krankheitsbedingt musste Moustaki dann im Jahr 2009 eine Europatournee absagen. „Ich muss mehr auf meine Gesundheit achten, wenn ich weiterhin meine Freuden und Leidenschaften wahrnehmen will.“ Von allem etwas weniger, nahm er sich vor, auch von der Arbeit. In seinem Chanson „La Philosophie“ sang Moustaki: „Wir haben das ganze Leben, um uns zu amüsieren. Wir haben den Tod, um uns auszuruhen.“

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