Bob Dylan und die Liebe in den Südstaaten

Mild, manchmal sogar froh: „Together Through Life“ heißt das 33. Album des Meisters.

Düsseldorf. Texas ohne Mexiko - das geht nicht. Sagt Bob Dylan in dem Cajun-Schieber "If You Ever Go to Houston". Musikalisch belegt er diese These ein Album lang. "Together Through Life" heißt das und ist inzwischen das 33. Album in der beinah 50-jährigen Karriere des Meisters. Es ist beinah ein Konzept-Album: rund um die Liebe in den Südstaaten.

Tex/Mex wird diese spezielle, schwül-bluesige Musikrichtung mit Folk- und Country-Einschlag genannt, die sich im amerikanisch-texanischen Grenzgebiet entwickelt hat. Dylan reist dorthin und balzt - und die Mandoline singt dazu ihr Lied. Fast schon heiter ist die Grundstimmung des Albums. Und das ist der große Unterschied zu den Vorgänger-Alben: Mit der Trilogie "Time Out of Mind" (1997), "Love and Theft" und "Modern Times" (2006) gab sich Dylan düster, bisweilen pessimistisch. Dagegen wirkt er heute geradezu mild und manchmal sogar froh gelaunt.

Die Instrumentierung ist minimalistisch. Dylan setzt vor allem auf seine Touring-Band. Atmosphärisch scheint die Produktion direkt aus den 50er Jahren zu kommen - da stand der Sänger am Mikrofon. Hinter ihm die Musiker. Der Bass brummt. Das Schlagzeug scheppert. Das alles meist in einem angemessenen Tempo. Mal wabert eine Steel-Guitar dazu, mal tippelt die Mandoline, mal quetscht sich ein Akkordeon dazwischen - bodenständig, traditionell und nah an der mexikanischen Grenze.

Ein schlammgetränkter Blues: "Oh well, I love you pretty Baby" raunt Dylan im Eröffnungsstück "Beyond Here Lies Nothin’". Die Stimme ist kernig und fest. Und er schwört Liebe, "solange Liebe hält". Darauf folgt "Life Is Hard". Hier überdauert die Liebe den Tod. Der Song ist vielleicht das Schlüsselstück des Albums. Dylan hat es für den Film "My Own Lovesong" des Franzosen Olivier Dahan geschrieben - der Startschuss für "Together Through Life".

Die Stimme am Rande des Zusammenbruchs, die Stimmbänder von den Kerben des Lebens hörbar gezeichnet - rau, klagend, beinah wimmernd: Dylan lässt in "Life Is Hard" eigene Schwäche zu. In Erinnerung und Trauer schöpft er Kraft. Ein stiller Cowboy-Walzer - zum Heulen und Niederknien schön!

Sentimentale Schunkeler ("This Dream of you") oder dampfender Blues ("My wife’s home town"): Dylan berührt in den insgesamt zehn neuen Songs, die er übrigens unter seinem Decknamen Jack Frost selbst produziert hat. Sie lassen innehalten. Sie nehmen in den Arm. Sie tanzen mit dir - vermutlich in irgendeiner schäbigen Kneipe in den sumpfigen Südstaaten.

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