Konzertkritik Beginner: Geschichtsunterricht in Sachen Hip-Hop

Die Beginner begeistern 13000 Fans bei ihrem Gastspiel in der Kölner Arena.

 Die Beginner sind zurück. Archivbild.

Die Beginner sind zurück. Archivbild.

Foto: dpa

Köln. Mit einem mächtigen, dumpfen Bass eröffnen die Beginner am Montagabend ihr Gastspiel in der Kölner Arena und das Publikum geht von der ersten Sekunde voll mit. Was folgt ist „Ahnma“, der Hit mit dem die Hamburger im vergangenen Jahr nach 13 Jahren Pause die Rückkehr ins Rampenlicht geschafft haben.

13000 Fans sind in die große Halle gekommen, viele davon sind Anhänger der ersten Stunde. Sie gehen mit Eizi Eiz, besser bekannt als Jan Delay, Denyo und DJ Mad auf eine gut anderthalbstündige Nostalgiereise, die aber in keinster Weise angestaubt, sondern höchst lebendig ist. Mächtig hat das Trio in der Arena aufgefahren, was den Sound sowie die Licht- und die Bühnenshow angeht. Gerne erinnert man sich an alte Zeiten in denen man 1999 noch als Support der Beastie Boys auf der Kölner Arena-Bühne stand.

Vor den großen, alten Zeiten brauchen sich die Beginner nicht zu verstecken. Sie bieten ihrer Anhängerschaft einen guten Mix aus „Bambule“, „Blast Action Hero“ und dem aktuellen Album „Advanced Chemistry“. Viele der alten Fans waren skeptisch gewesen, ob eine Band nach 13 Jahren einfach an die alten Erfolge anknüpfen kann. Die Beginner haben sie eines Besseren belehrt, sich bei den neuen Songs weiterentwickelt und die alten mit viel Power am Leben gehalten.

„Heut' is wie die Hölle, wir rappen für euch in Kölle“, gibt Denyo ein klare Ansage an sein Kölner Partyvolk. Neue Hits wie „Es war einmal“ oder „Meine Posse“ können genauso überzeugen wie Klassiker aus 25 Jahren Bandgeschichte. Dazu gehört auf jeden Fall die grandiose Hymne „Füchse“, bei der die gesamte Arena rappt: „Ein Fuchs muss tun, was ein Fuchs tun muss: Luxus und Ruhm und rulen bis zum Schluss“. Und wenn Eizi Eiz den alten Nena-Song „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ näselt, sind die Grenzen zwischen HipHop, Pop und Schlager nicht mehr erkennbar. Die Fans stört das wenig, sie feiern ihre Stars und singen mit, als wären sie die rappenenden Fischer-Chöre.

Und die Beginner sind bei ihrem Nostalgietrip nicht alleine nach Köln gekommen. Direkt zu Beginn entert der Stuttgarter Afrob die Arena und weiß sofort, um was es an diesem Abend geht. „Machen wir uns nichts vor, ihr seid doch alle wegen der alten Sachen hier“. So finden sich bei ihm neben den Songs vom aktuellen Album „Mutterschiff“ auch zahlreiche Oldtimer und sehr zur Freude seiner Fans „Adriano“ von seinem Projekt Brothers Keepers. Noch weiter zurück geht es in der Historie, wenn die Beginner ihr Vorbild Torch und seine Crew auf die Bühne holen. Ihrer Kombo Advanced Chemistry haben die drei Hamburger ihr aktuelles Werk gewidmet. „Jetzt gibt es Geschichtsunterricht in HipHop“, kündigt Eizi Eiz den Auftritt der Heidelberger, an die es als Erste wagten, auf Deutsch zu rappen. Diese steigen mit „Wir waren mal Stars“ in den Abend ein und bringen die Arena damit komplett zum Ausrasten.

Leider immer noch hochaktuell ist ihr Hit „Fremd im eigenen Land“, der so alt ist wie die Beginner. Heute wie vor 25 Jahren haben Zeilen wie „Nicht anerkannt, fremd im eigenen Land. Kein Ausländer und doch ein Fremder.“ nichts von ihrer Brisanz verloren.

Etwas Versöhnliches gibt es mit dem Überhit „Liebeslied“, der ziemlich am Ende des gut halbstündigen Zugabenblocks steht und mit dem die Beginner noch einmal die Halle mächtig durchschütteln. „Wir werden diesen Abend nie vergessen. Es war einer der besten Auftritte in unserem Leben“, sagt Eizi Eiz, bevor er seine Kölner Anhänger auf den Heimweg schickt. Weitere Konzerte in NRW gibt es am Freitag in der Halle an der Siegburger Straße in Düsseldorf und am Samstag in der Bochumer Jahrhunderthalle. Am 2. September kommen die Beginner zurück und spielen im Dortmunder Westfalenpark. Weitere Infos gibt es online unter: beginner.de

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