Beethovenfest: Über den Missbrauch der Musik

„Macht.Musik“ ist das Thema/Vorverkauf hat begonnen.

Bonn. Das ist neu: Gaben in den vergangenen Jahren stets Länder oder Kulturräume (z. B. Britannien, Russland, Böhmen und Mähren) das Motto fürs Bonner Beethovenfest (29.8. bis 28.9.) vor, so geht es nun mit "Macht.Musik" um Politik. Was gesprochen klingt wie eine Aufforderung zum Musizieren, will zugleich Aufarbeitung sein.

An dieser Symphonie mit der berühmten "Ode an die Freude" lässt sich hervorragend ablesen, wie Musik politisch vereinnahmt werden kann. Die Amerikaner riefen sie 1927 als Hymne für weltweiten Frieden auf, die Nazis ließen sie 1937 zu Hitlers Geburtstag spielen, und in Leipzig wurde sie in den 1980er-Jahren jedes Jahr Silvester aufgeführt.

In den Verkauf gehen in diesem Jahr 38500 Eintrittskarten, 60 Konzerte finden an 24 Spielstätten statt. Neue Spielstätte ist das "Haus der Springmaus". Über zwei Drittel der Konzerte wurden speziell für das Beethovenfest Bonn 2008 konzipiert. Der Gesamtetat beträgt gut vier Millionen Euro.

Erwartet werden die New Yorker Philharmoniker mit Lorin Maazel, das Gewandhausorchester Leipzig unter Riccardo Chailly und die Londoner Sinfoniker unter Daniel Harding mit der Pianistin Hélène Grimaud. András Schiff konzertiert mit seinem Kammerorchester Cappella Andrea Barca, das Abschlusskonzert obliegt, wie schon 2007, den Bamberger Symphonikern mit Jonathan Nott.

Das Konzert "Musik macht Hoffnung" (20.9.) soll besonders eindrucksvoll, ja erschütternd das Thema Musik und Politik demonstrieren. Der Geiger Daniel Hope stellt Texte und Musik aus dem Konzentrationslager Theresienstadt vor, des weiteren sind ein Abend "Jews in Jazz" und einer mit Max Raabe geplant, der an politische Chansons der 20er und 30 Jahre erinnert.

Außerdem locken die Preisträger internationaler Wettbewerbe, fünf Uraufführungen, Konzerte für junge Besucher, Familienkonzerte und ein großes Rahmenprogramm. Der Kartenvorverkauf hat Donnerstag begonnen. Telefon 0228/2019345

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