Ausstellung in Essen: Das Styling bestimmt den Star

Anregend und witzig: Das Essener Folkwang-Museum zeigt „A Star Is Born – Fotografie und Rock seit Elvis“.

Essen. Ein unauffälliger junger Mann sitzt mit gesenktem Blick in einem Bahnabteil. Auf dem Schoß hat er einen kleinen Plattenspieler - die Älteren unter uns werden sich erinnern: Damals musste man die Scheiben noch umdrehen.

Nur die Tolle und das Kinn verraten: Hier reist Elvis Presley. Als Alfred Wertheimer 1956 den Auftrag erhielt, den aufstrebenden Musiker Presley zu fotografieren, war ihm seine Gegenüber völlig unbekannt.

Es entstanden fast privat anmutende Fotos. Eins zeigt, wie er in einem zerknitterten Anzug allein durch einen Provinzbahnhof geht, an der Hand ein Kofferradio. Auf einem anderen wirkt die Suche nach Papierhandtüchern in der Zugtoilette wie eine Übung für den Hüftschwung.

Zu der Zeit mischten sich Manager und Plattenfirmen noch nicht rigoros ein, legten nicht wie heute von vornherein das Image eines Künstlers fest, dem auch die Fotografen gefälligst zu dienen haben.

"A Star Is Born - Fotografie und Rock seit Elvis" heißt die Ausstellung des Folkwang-Museums, die am Freitag eröffnet wird und die den Bogen von Jerry Lee Lewis bis Franz Ferdinand spannt. Die Kuratorinnen Ute Eskildsen und Christiane Kuhlmann wollten nicht etwa eine Geschichte der Rockmusik illustrieren, sondern richten ihr Hauptaugenmerk auf die Qualität der Aufnahmen.

Gerade deshalb machen die gut 300 Exponate - Fotos aus Zeitschriften, Platten-Cover, Titelbilder von Zeitungen, Kaugummi-Sammelbilder, Videoclips - aber deutlich, wie sehr sich das Bild von Rockstars seit den 60er Jahren gewandelt hat. Frisuren, Kleidung und Gestik wurden essentieller Bestandteil von Image und Auftritt. Poster und Autogrammkarten zeigten den durchgestylten Star zum Nachahmen.

Und der sah nicht mehr lange ordentlich aus - 1963 posierten die Stones noch in Schlips und Kragen, kurz darauf spielten sie lieber die bösen Buben. Heute lassen sie abgeklärt lächelnd in ihre tiefen Gesichtsfurchen gucken. David Bowie nahm sich immerhin die Freiheit, mal im Lendenschurz, mal dick geschminkt im mintgrün glänzenden Anzug zu posieren, bis auch er mehr Gefallen am feinen Design fand.

Für Kuratorin Eskildsen gehören Rockfotografen zu einer aussterbenden Gattung. Die Rechte-Situation wird zunehmend restriktiver, zugleich drängen Hobbyfotografen massiv mit ihren Digitalbildern ins Netz.

In der Ausstellung muss man zwar einen sinnvollen Weg durch die verschiedenen Kojen ein wenig suchen. Dafür überrascht sie Besucher aber an vielen Ecken, etwa mit diversen Cover-Varianten von "Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band" - bunte Versammlungen von Zappa bis Bläck Fööss.

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