Arthur Rubinstein: Thomas Manns „glückhafter Virtuose“

Würdigung: Die legendäre Kunst des polnisch-amerikanischen Pianistn Arthur Rubinstein.

Düsseldorf. Wenn heutzutage ein paar Takte Chopin aus dem Lautsprecher des Radios oder Stereoanlage dringen und man meint, der zu vernehmende Klavierklang gleiche einer schönen Gesangsstimme mit feinem Atem und zartem Sentiment, dann sitzt nicht selten der polnisch-amerikanische Pianist Arthur Rubinstein am Steinway-Flügel. Vor 25 Jahren, am 20. Dezember 1982, stirbt der Musiker, der zu den größten des 20. Jahrhunderts zählt, in Genf.

Als Rubinstein 1887 im polnischen Lodz zur Welt kommt, leben noch Johannes Brahms (54) und Peter Tschaikowsky (47), Sergej Prokofjew wird erst fünf Jahre später geboren, Richard Strauss ist ein Jüngling von 23 Jahren. Und der zwölf Jahre ältere Schriftsteller Thomas Mann soll Rubinstein einst als "glückhaften Virtuosen" bezeichnen. Zum Zeitpunkt von Rubinsteins Tod existieren längst Techniken wie Farbfernsehen und Stereo-Aufnahmeverfahren, die den weißhaarigen alten Herrn am Klavier noch in den späten 70er Jahren in Ton und Bild aufzeichneten.

Rubinstein fällt das Klavierspielen leichter als den meisten anderen Tastenprofis, darum muss und will er kaum üben. Noten lernt er wäh³rend der Flugreise und spielt das Stück anschließend auswendig. Daraus resultiert ein Musizieren, das völlig frei scheint von Beschwernissen. Zum phänomenalen Gedächtnis kommt auch eine souveräne Spieltechnik, die ebenfalls mehr einer Naturbegabung entspringt als fleißigem Etüden-Training.

"Ich liebe die Musik so sehr", antwortet er auf die Frage, was das Geheimnis seines schönen Klavier-Tons sei. Es ist aber auch die "bedingungslose Liebe zum Leben", wie es Rubinsteins Biograf Harvey Sachs formuliert, die zu Rubinsteins Persönlichkeit gehört. Des Pianisten 1200-seitige Memoiren behandeln mehr Affären mit Frauen und Speisefolgen bei Restaurant-Besuchen als musikalische Erlebnisse. Vielleicht klingt Rubinsteins Spiel auch wegen dieser genussorientierten Lebenseinstellung so vital und sinnlich.

Werke von Johannes Brahms Eloquent und majestätisch spielt Rubinstein die beiden Brahms-Klavierkonzerte, vor allem das Erste unter dem Dirigenten Fritz Reiner (1954). Von hohem Adel sind auch die f-Moll-Sonate sowie das f-Moll-Quintett, das er zusammen mit dem damals noch jungen Guarneri-Quartett spielt.

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