Andrew Lloyd Webber - Musical-Papst auf Lebenszeit

London (dpa) - „Starlight Express“, „Cats“, „Das Phantom der Oper“, „Evita“ - es dürfte nur wenige Menschen in der westlichen Welt geben, die keinen Song oder Namen eines Musicals von Andrew Lloyd Webber kennen.

Und er ist weiter im Geschäft: Im vergangenen Jahr landete er unter anderem mit einem neuen Song in den Charts, „Sing“, ein Lied, das er zusammen mit Take-That-Star Gary Barlow zum 60. Thronjubiläum der britischen Königin schrieb. Zu seinem 65. Geburtstag am 22. März muss der Lord niemandem mehr etwas beweisen. Als Musical-König wird er auch viele Jahre nach seinen allergrößten Erfolgen wohl nicht so schnell überholt werden.

Los ging es in den 70er Jahren mit „Jesus Christ Superstar“ und „Evita“. Mit den Blockbustern „Cats“, „Starlight Express“, „Das Phantom der Oper“ erweckte er die Gattung in den achtziger und neunziger Jahren zu völlig neuem Leben, erfand sie zum Teil gar neu. Und verdiente Millionen. Im Londoner Westend, am New Yorker Broadway und auch in eigens dafür gebauten Theatern in Deutschland liefen seine Stücke teilweise Jahrzehnte lang und brachen Rekorde.

Seinen ersten Welterfolg schrieb der Sohn eines Musikprofessors und einer Klavierleherin mit gerade mal 20 Jahren, „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“. Sein Vater riet ihm davon ab, Komposition zu studieren, und so versuchte er es mit Orchestration. Das Musical-Komponieren ergab sich für ihn dann irgendwie von selbst, sagte er vor einiger Zeit in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“: „Ich habe mir das eher intuitiv angeeignet. Ich wusste allein vom Hören früh, wie man Text und Musik wirkungsvoll zusammenbringt, welche Bedingungen jeder Teil erfüllen musste.“ Doch obwohl sein Name über den großen Musical-Titeln thront, betont er, dass das Ganze nur als Team entstehen könne, zusammen mit einem Autor und Texter und dem Regisseur.

Wie genau die Finanzlage des Erfolgskomponisten aussieht, ist nicht ganz klar. Mal wird der gebürtige Londoner auf der Liste der reichsten Männer Großbritanniens geführt, dann wieder ist von Schwierigkeiten die Rede. Mit seiner Gesellschaft The Really Useful Group, die er bereits 1977 gründete, übernahm er auch große Musiktheater in London, musste sie aber zum Teil auch wieder verkaufen. Er selber bezeichnete sich einmal als „sehr, sehr schlechten Geschäftsmann“.

Über seine Firma war er zudem an der Entwicklung einer Fernseh-Castingshow beteiligt, bei der er seit 2006 als Juror dabei war, junge Talente für seine Produktionen suchte, und ein jüngeres Publikum für Musicals begeistern wollte. Nicht unerheblichen Wert dürfte seine Sammlung viktorianischer Kunst haben. Immer mal wieder verkauft er zudem edle Stücke aus seinem Weinkeller.

Geld, Erfolg, drei Hochzeiten und zwei Scheidungen - was die Leute über ihn sagen, scheint Lloyd Webber ohnehin nicht so besonders wichtig zu sein. „Ich bin mir darüber bewusst, dass es singulär ist, was ich tue und wie ich es tue“, sagte er im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ selbstbewusst. „Dazu gibt es im Musiktheater derzeit nichts vergleichbares.“

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