Konzertkritik Alter Bridge: Eine Stimme kämpft gegen die Sound-Katastrophe

Beim Auftritt der US-amerikanischen Band im Kölner Palladium am Montagabend brilliert Sänger Myles Kennedy, während die Musik in einem Klangbrei untergeht. Dabei hätte es ein so schöner Abend werden können.

Konzertkritik: Alter Bridge: Eine Stimme kämpft gegen die Sound-Katastrophe
Foto: Live Nation

Köln. Myles Kennedy ist ein Meister seines Fachs. Er hat eine — zumal für einen Rockmusiker — erstaunlich perfekte Stimme, die vier Oktaven umfasst. Und er hat verlauten lassen, dass er seinen Job sehr ernst nimmt. Lange vor einer Tournee tue er nichts mehr, was seiner Stimme schaden könne — Attitüde hin, Rockstar her. Das klingt dann auch auf der Bühne so gut, dass kaum vorstellbar ist, Kennedy brauche im Studio große technische Hilfe.

Die hätte es im Kölner Palladium am Montagabend dagegen leider überall sonst dringend gebraucht. Kennedys Stimme war der einzige Hoffnungsschimmer beim Auftritt der Band Alter Bridge, das verbliebene Bollwerk gegen einen ansonsten dumpfen Brei, der dem Konzertpublikum entgegen schwappte. Besonders in den hohen Lagen schwebte der Gesang über allem und verhinderte, dass der Abend vor fast ausverkauftem Haus komplett verloren war.

Denn der Sound, der im Zuschauerraum ankam, war eine Katastrophe. Der Bass wummerte und brummte, dass es schmerzte, die tiefen Töne des Schlagzeugs ließen keinerlei Raum für Entfaltung, selbst Mark Tremontis prägendes Gitarrenspiel hatte kaum eine Chance. Immerhin war die Stimmung zur Freude der Band gut, und der Mitklatsch- und Mitsingfraktion schienen die technischen Probleme egal.

Selbst, als das Konzert nach sieben Songs unterbrochen werden musste, weil ein dauerhafter Störton alles überlagerte. Einige Minuten wurde hektisch gearbeitet, dann war, was wie eine permanente Rückkopplung klang, verschwunden. Die Songs „Ties that bind“ und „The Last Hero“ machten kurz Hoffnung, der Fehler könnte tatsächlich gefunden sein. Doch schon als Gitarrist und Backgroundsänger Mark Tremonti bei seinem Paradestück „Waters Rising“ den Hauptpart sang, wurde klar: Gegen die Technik hat er an diesem Abend keine Chance. Da brauchte es schon Kennedy.

„Watch over you“ bleibt die einzige Ballade


Was also weiter schreiben über ein Konzert, dessen wichtigster Bestandteil, der Klang, in schlimmer Erinnerung bleibt? Immerhin: Die Instrumente funktionierten zwar nicht zusammen, aber bei den Soli. Das Gitarrenspiel brach sich in der zweiten Hälfte doch ab und an Bahn. Und selbst Kennedys Stimme lässt irgendwann nach, brillierte aber zuvor bei seinem akustischen Solo, der Ballade „Watch over you“ — schade, dass es die einzige blieb an diesem Abend. Denn Alter Bridge können harten Rock, eingängige Hits, aber eben auch Balladen.

So bleibt die Erinnerung an eine Band, die offensichtlich in Spiellaune war und eine tolle Songauswahl bereithielt, gegen die Umstände aber chancenlos war. Alter Bridge hat sich mit dem jüngsten Album „The Last Hero“ musikalisch noch einmal stark weiterentwickelt. Die Platte bleibt eine klare Kaufempfehlung, und bisweilen scharfsinnig gesellschaftskritisch ist die Band auch noch geworden. Es hätte ein perfekter Abend werden können.

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