9000 Fans feiern „The Wall live“ in Mannheim

Mannheim (dpa) - Hunderttausende waren dabei, als in Berlin die Mauer fiel: Einige Monate später zelebrierte Roger Waters im Juli 1990 am Potsdamer Platz „The Wall“, das wohl berühmteste Konzeptalbum der Welt.

„Das war das Tollste. Das war meine Jugend“, sagt Christoph Kampa aus Stuttgart, damals 25 Jahre alt. Heute, 21 Jahre danach, leben viele solcher Geschichten wieder auf, auch die deutsche Geschichte, auch die der Rockband Pink Floyd. Denn Roger Waters ist wieder auf Tour mit „The Wall“. Am Freitagabend war Mannheim seine erste Station in Deutschland.

Die Show beginnt mit einem Knall. Ein dröhnender Bass, Bühnenfeuerwerk schießt in die Luft, minutenlang riecht es verbrannt. Dazwischen steht Roger Waters. Der ehemalige Bassist, Sänger und kreative Kopf von Pink Floyd hatte die Band 1985 verlassen, besitzt aber die Rechte an „The Wall“. Der 67-jährige reißt mit geballten Fäusten die Arme in die Luft. Er ist schlicht gekleidet in schwarzem T-Shirt, schwarzer Hose und weißen Turnschuhen. Alles andere als schlicht ist das folgende Spektakel.

Gigantisch ist die Mauer, die sich mit 70 Metern über die gesamte Breite der Bühne erstreckt. Bei jedem Titel kommen Bausteine dazu, sie wächst auf mehr als zehn Meter Höhe. Zum Ende der ersten Konzerthälfte wird das letzte Loch in der Wand geschlossen. In der zweiten Hälfte spielen die Musiker hinter und vor der Mauer weiter, erst am Ende kippt sie vorne über und sackt in sich zusammen.

Durch das Konzert ziehen sich Antikriegsbotschaften. Uniformierte schwenken schwarz-weiß-rote Fahnen mit zwei gekreuzten Zimmermannshämmern, als Symbol für den Faschismus. Hubschraubergeräusche dröhnen durch die SAP-Arena. Auf die Mauer werden Kriegsflugzeuge projiziert, aus denen rote Kreuze herausrieseln. Immer wieder auch Fotos von im Krieg Gefallenen.

Zu dem Spektakel gehören auch überdimensionale Marionetten mit verzerrten Gesichtern, wie bei „Another Brick in the Wall“. Bei „In the Flesh“ fliegt eine aufgeblasene Riesenschwein-Attrappe über den Köpfen der Fans hinweg, mit der Aufschrift: „Everything will be ok - just keep consuming.“

Die Zuschauer nicken mit den Köpfen im Takt, manche singen mit, andere klatschen. Bis zu 240 Euro haben sie für ihre Tickets gezahlt. Erst beim fünftletzten Titel „Run like Hell“ hält es viele der 9000 Besucher nicht mehr auf den Stühlen.

Auch wenn es nicht ganz so rockt wie früher, Christoph Kampa ist begeistert. „Perfekt“, sagt er, auch als Ergänzung zu dem Konzert 1990, bei dem er gar nichts sehen konnte. „Diese Platte hat mich bis heute geprägt. Eigentlich bin ich stock-konservativ. Aber irgendwie auch Pazifist“, sprudelt es aus ihm heraus. Eines steht für den Stuttgarter fest: Wenn „The Wall“ wieder auf die Bühne kommt, wird es wieder etwas Besonderes sein - und er will wieder dabei sein.

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