„Wir halten die Träume hoch“

Sänger Marian Gold über die Anfänge der Band Alphaville in den 80er Jahren und das neue Album.

Düsseldorf. In der Info zum neuen Album "Catching Rays On Giant" steht, die Veröffentlichung löse ein ähnliches Gefühl aus, als würde ein guter Freund von einer langen Reise zurückkehren. Hat sich das für Sie auch so angefühlt?

Gold: Ja. Und zwar deswegen, weil wir lange keine Produktion mehr mit einer großen Plattenfirma gemacht haben wie jetzt mit Universal. Das letzte Album auf einem Major-Label war "Salvation", und das ist mittlerweile 13 Jahre her. Insofern war es jetzt wieder ein vollkommen anderes Gefühl, das uns wieder an unsere Anfangszeiten erinnert hat. Das war durchaus eine Art Heimkehr.

Gold: Stimmt, bei den Internetveröffentlichungen gab es keine offiziellen Stichtage, aber wir haben uns selbst welche gesetzt - auch wenn wir die natürlich nie eingehalten haben (lacht). Es gab eben keinen disziplinierenden Faktor von außen. Obwohl: Wir haben recht schnell festgestellt, dass auch die Fans ziemlich viel Druck ausüben können, wenn sie einem ständig den eigenen zeitlichen Verzug vor Augen führen.

Gold: Das haben wir auch! Diese Interaktion ist uns extrem wichtig. Das war es auch früher schon, ist aber von unserem Erfolg damals überschattet worden. Der hat es uns fast unmöglich gemacht, Kontakt zu den Fans zu halten, zumal es auch das Internet damals noch nicht gab. Mittlerweile geht es bei Alphaville jedoch so weit, dass die Fans Einfluss auf den Kreativ-Prozess nehmen. Vor ein paar Jahren hat ein Fan beispielsweise mal festgestellt, dass es keinen einzigen Alphaville-Song mit "Z" gibt. Daraufhin haben ganz viele Fans plötzlich angefangen, Texte für Songs zu schreiben, deren Titel mit "Z" anfingen. Aus einem haben wir dann tatsächlich ein Stück gemacht. Es heißt "Zoo".

Gold: Wenn wir das für richtig erachten, ja. Wir sind jedenfalls sehr offen für Vorschläge und Meinungen, auch hinsichtlich der Instrumentierung. Die Synthesizer, Sequenzer und Rhythmus-Maschinen haben wir damals vor allem deshalb benutzt, weil keiner von uns ein Instrument spielen konnte. Das waren für uns die einzigen Werkzeuge, mit denen wir Musik realisieren konnten.

Gold: Ja, natürlich. Das ist als sarkastischer Kommentar zu der Illusion zu verstehen, ewig jung bleiben zu wollen. Keine Ahnung, wie wir vor 26 Jahren schon darauf gekommen sind, einen Song darüber zu machen. Offensichtlich waren wir ein wenig prophetisch veranlagt (lacht). "Carry Your Flag" beschäftigt sich nun mit dem Prozess des Älterwerdens - sowohl von uns als auch von unseren Fans. Wir sind eine Gemeinschaft, die dieses Älterwerden gemeinsam erlebt. Und da gibt es natürlich auch eine Menge Illusionen, die man begräbt und eine Menge Träume, die man gemeinsam hochhält. Das sind eben die besungenen Fahnen, die wir schwingen.

Gold: Ich habe absolut keine Erklärung dafür.

Gold: Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich fand Bushidos Idee aber sehr sympathisch, den Song gemeinsam mit Karel Gott aufzunehmen. Jay-Z war hingegen noch mal eine ganz andere Dimension. Ich bin zwar auch nicht immer total happy damit, wie die Cover-Versionen am Ende klingen, aber grundsätzlich fasse ich es als Kompliment auf, wenn Leute unsere Lieder neu vertonen wollen.

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