„Medicus“ am Rhein gedreht

Filmstars wie Ben Kingsley spielen in Kölner Kulissen Szenen aus dem alten Persien.

Köln. Es ist heiß. Mindestens drei große Scheinwerfer sind auf den Palast des Schahs von Persien gerichtet. Obwohl er in Köln nachgebaut wurde, herrscht eine Hitze, wie man sie im Orient vermuten würde. Zwei Darstellerinnen, angezogen wir Bauchtänzerinnen im 11. Jahrhundert, schlendern mit Handy in der Hand aus der Kulisse ins Sonnenlicht. Männer mit geschminkten Augen und Turban auf dem Kopf eilen hinterher: Es ist Mittagspause bei den Dreharbeiten für die Verfilmung des Welt-Bestsellers „Der Medicus“. Noch bis Dienstag werden in den MMC-Studios in Köln-Ossendorf die Innenaufnahmen des Palastes und Krankenhauses gedreht. Im Film wird es dann so aussehen, als stünden sie in Isfahan im alten Persien.

Der Film soll Ende nächsten Jahres in die Kinos kommen. Den Zuschauer erwarten einige bekannte Gesichter. Oscar-Preisträger Ben Kingsley („Schindlers Liste“, „Ghandi)“ spielt Avicenna: Der Arzt und Philosoph wird der Lehrer des späteren „Medicus“ Rob Cole (gespielt von Tom Payne). „Ich habe das Buch nicht gelesen“, gibt Kingsley offen zu. „Aber die Reise durch die Zeit ist einer der Gründe, weshalb ich die Rolle übernommen habe.“

Stellan Skarsgård („Fluch der Karibik 2“, „Verblendung“) spielt einen Mediziner im mittelalterlichen England. Auch er fand die Zeitreise in die „dunkle“ Epoche verlockend: „Meine letzten Rollen waren so sauber, es wurde Zeit, dass ich wieder auf den Boden der Realität komme“, witzelt er. Elyas M’Barek aus „Türkisch für Anfänger“ hat als Karim, ein Freund des Medicus, mit ganz anderen Herausforderungen zu kämpfen. Er muss im kompletten Film englisch mit persischem Dialekt sprechen.

Ben Kingsley

Der deutsche Regisseur Philipp Stölzl findet den Inhalt des Buchs nach wie vor aktuell: „Der Roman erzählt von Religion als Geistesgefängnis und dem Zusammenprall der Kulturen des Morgen- und Abendlandes, alles Themen, die uns heute mehr denn je beschäftigen.“

Die MMC-Studios wurden von den Produzenten Wolf Bauer und Nico Hofmann ausgewählt, weil es dort genügend Raum gibt, um die großen Kulissen aufzubauen. „Wir haben hier auch schon die ,Hindenburg’ gedreht und waren mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden“, sagt Nico Hofmann. Allerdings haben auch die Mittel der Film- und Medienstiftung NRW eine Rolle gespielt. Zwei Millionen Euro gab es für die Produktion. Das Budget für den kompletten Film liegt bei 26 Millionen Euro.

Allein die aufwändigen Kulissen in Köln haben 800 000 Euro gekostet. In der Mittagspause sehen diese allerdings aus wie ein Schlachtfeld. Im wahrsten Sinne des Wortes: Ein abgeschlagener Kopf liegt in einer Blutlache vor dem Sitz des Schahs. Der Kopf gehört einem Boten. Dem Schah hat die Nachricht wohl nicht gefallen, die er für ihn im Gepäck hatte. Für diese Szene, die im Film etwa zwei Minuten dauert, drehen die Schauspieler einen Tag lang. Insgesamt für 20 Drehtage sind sie in NRW. Im Anschluss geht es nach Marokko. Da dürften die Schauspieler bei 38 Grad auch außerhalb des Studios ins Schwitzen kommen.

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