Kunstpreis Junger Wester: Ein Spötter wird preisgekrönt

Der Düsseldorfer Florian Meisenberg erhält den Kunstpreis Junger Westen.

Recklinghausen. Wenn Auktionshäuser ihre jeweiligen Erfolge kundtun, sind ihnen Millionenbeträge gerade recht. Die Jugend hingegen hat es schwer. Sie malt um die Wette und sucht oft vergeblich nach Abnehmern. Die Stadt Recklinghausen weiß ein Lied davon zu singen.

Seit 1948 verleiht sie im Zweijahresrhythmus den Kunstpreis Junger Westen, der mit 10 000 Euro dotiert ist. 804 Künstler bewarben sich diesmal. Mehr als 3000 Werke musste eine sechsköpfige Jury bewerten. 18 Künstler stellen in der Kunsthalle Recklinghausen aus. Der Preis ging an den Düsseldorfer Florian Meisenberg (33), das Hätschelkind auf dem Kunstmarkt.

Einen „Weltmeisterschüler“ von Peter Doig nennt sich der Maler und Videokünstler, der erst jüngst den Förderpreis des Landes erhalten hat. Er begann einst mit Mythen und Märchen, mit Supermännern und Batmanfiguren, baute Graffitis ein und bannte Sterne und Herzen, erotische Symbole und Schelmenstücke auf Leinwand und Bildschirm. Inzwischen grüßt er von New York aus. Seine aktuellen Werke spielen mit der Minimal Art, aber windschief, tropfend vor Öl, mit fliegenden blauen Pinselkürzeln.

Er besticht durch Witz, eine spielerische Begabung und eine große Respektlosigkeit. Für ihn ist die Kunst nichts Hehres, aber dennoch schön. Ein Beispiel ist eine roh belassene Leinwand, auf die er einen Kegel aus transparenter Ölfarbe aufträgt. Wie ein Zuckerhut sieht die Form aus, mit Farbspritzern am Rand. Dazu benutzt er eine dicke, blaue Ölfarbe und malt wellenartige Kringel. Das Auf und Ab erinnert an die Bewegung von Regenwürmern. Beim Pinseln tritt die Ölfarbe aus und umgibt die Farbspur wie einen Hof. Lauter Heiligenscheine also für nichts als ein paar blaue Striche.

Auch das klassische Bild auf der Staffelei zieht er durch den Kakao. Das Gerät zum Halten von Bildern besteht aus einem hölzernen Ständer, den er klar und scharf begrenzt. Die Leinwand ist aufgebockt, aber zu sehen ist nichts als Öl. Wie bei des Kaisers neuen Kleidern sieht man ein Bild, das keines ist.

Dasselbe Spiel treibt er auf einem Beamer. Da zeigt er das Schwarze Quadrat von Malewitsch, das von der Computermaus an den Rändern angefressen wird. Malewitsch würde sich im Grab umdrehen, sollte er erfahren, dass aus seiner Kunstikone ein windschiefer Kreis entstanden ist.

Info: Kunsthalle Recklinghausen, bis zum 2. Februar, Katalog 10 Euro.

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