Kunsthändler Achenbach: Betrüger oder „feiner Kerl“?

Witwe des Aldi-Erben soll Verhältnis zu ihrem Mann nicht geheuer gewesen sein.

Kunsthändler Achenbach: Betrüger oder „feiner Kerl“?
Foto: Caroline Seidel

Düsseldorf/Essen. Diese Geschichte hat alles, was zu einem guten Krimi gehört: Promis, Autos, Milliarden, Freundschaft und Verrat. In der feinen Gesellschaft und in der Kunstszene ist die Betrugsanzeige der Witwe des Aldi-Erben, Babette Albrecht, gegen den Düsseldorfer Kunsthändler Helge Achenbach ein Dauerthema. Für die einen ist der 62-Jährige, der seit Pfingsten in U-Haft sitzt, ein „feiner Kerl“, für die anderen nur ein spitzfindiger Handelsvertreter.

In die letzte Kategorie wird Achenbach wohl von Babette Albrecht eingestuft. Ihr 2012 verstorbener Mann Berthold hatte Achenbach ganz und gar vertraut. Er ließ sich von dem gelernten Sozialarbeiter Kunstwerke, aber auch Oldtimer-Autos für seine millionenschwere Sammlung vermitteln. Die führte er dann auf Klassiker-Veranstaltungen stolz vor, ganz im Gegensatz zur sonstigen Öffentlichkeitsscheu des Albrecht-Clans.

Wie der „Spiegel“ berichtet, soll die Beziehung der beiden Männer so eng gewesen sein, dass sich Albrecht von Achenbach Ärzte empfehlen ließ. „Und wenn Albrecht eine Rechnung überweisen musste, aber keine Zeit hatte, selbst zur Bank zu gehen, ließ er Achenbach angeblich schon mal vorstrecken, um ihm dann später das Geld zurückzuzahlen“, so der „Spiegel“.

Albrechts Frau Babette soll dieses enge Verhältnis nicht ganz geheuer gewesen sein. Nun wirft sie Achenbach in einer Strafanzeige vor, ihren Mann beim Kauf von Bildern und Oldtimern betrogen zu haben. Danach habe es eine Vereinbarung gegeben, wonach Achenbach die guten Stücke kaufte und zum selben Preis an Albrecht weiterreichte. Dafür sollte es eine Provision geben. Die Staatsanwaltschaft Essen geht nun laut „Spiegel“ dem Verdacht nach, Achenbach könnte dem Milliardär höhere Preise vorgegaukelt haben, als er selbst zahlte. Die Klagebehörde sei im Besitz von „Beweismitteln, die in diese Richtung deuten“. Achenbachs Anwälte bestreiten diese Vorwürfe.

In der Kunst- und Politszene Düsseldorf wird die U-Haft von Helge Achenbach sowohl mit Häme als auch mit Mitleid verfolgt. So hatte Achenbach dem designierten Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) beim Wahlkampf geholfen. Nun sagt Geisel auf Anfrage, die U-Haft des Kunstberaters mache ihn „betroffen“.

Malkastenchef Robert Hartmann, Sprecher von 500 Künstlern und Förderern, brachte bei einem Gartenfest einen bissigen Kommentar. Museen, die mit seinen Leihgaben gearbeitet hätten, müssten sich nun fragen, ob sie möglicherweise „auf einem falschen Bein stehen“. Hartmanns Kommentar: „Ich bin papsttreu, und der Papst hat die kalabrische Mafia exkommuniziert.“

Scharf kommentiert auch der pensionierte Akademieprofessor Christian Megert die im Raum stehenden Vorwürfe um Preise, Preisabsprachen und Provisionen. So schuf Megert mit Achenbach einen Brunnen vor der WestLB in Wesel nach einem genau fixierten Preis. Nur hätte Achenbach später viel mehr daran verdient.

Und bei einer Stahlskulptur für die WestLB in Düsseldorf, die zusammengebrochen war, habe er als Künstler zwar seinen Preis zurückbekommen, aber Achenbach das Dreifache. 300 Mark hätte Achenbach einst jedem Studenten für eine Papierarbeit gezahlt. Aber die jungen Leute hätten nie gewusst, wie viel er daran verdiente. Megert: „Die Differenz war groß.“

Es gibt aber auch Künstler, die auf Achenbachs Seite stehen, Claudia van Koolwijk etwa: „Er tut mir leid. Er ließ sich für Kunst begeistern. Viele Leute freuen sich übers Unglück anderer, ich nicht.“

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