Kunstsammlung NRW Wie Otto Dix in Düsseldorf glücklich wurde

Die Kunstsammlung NRW arbeitet die Avantgarde aus dem 20. Jahrhundert auf.

Bildnis der Kunsthändlerin Johanna Ey von Otto Dix.

Bildnis der Kunsthändlerin Johanna Ey von Otto Dix.

Düsseldorf. Johanna Ey, Tochter eines Tagelöhners und Alkoholikers, Mutter von zwölf Kindern aus einer gescheiterten Ehe, von denen zwei Söhne und zwei Töchter überlebten, gründete 1920 mit 56 Jahren ihre Avantgardegalerie. Diese „Neue Kunst Frau Ey“ lag fast genau an der Stelle, wo heute die Kunstsammlung NRW ihren Standort am Grabbeplatz hat. Ohne fachliche Ausbildung, begnadet durch ein Gespür für Qualität von Kunst, kämpfte sie gegen alle alten Zöpfe der dahinsiechenden Düsseldorfer Malerschule. Das repräsentative Bild von Otto Dix im Stil eines absolutistischen französischen Königsporträts gehört heute der Kunstsammlung. Es wird Zeit, dass sich die Landesgalerie dem frühen Bürgerschreck widmet. Was Dix zwischen 1922 und 1925 am Rhein erlebte, wie er zum Künstler und Liebhaber wurde, wird ab 11. Februar am Grabbeplatz zu sehen sein.

„In Düsseldorf hatte Dix seine ersten Förderer und seine erste Resonanz“, sagt Anette Kruszynski, die nach dem Weggang von Marion Ackermann als kommissarische Leiterin eine absolute Profi-Frau ist. Dix lernte an der Düsseldorfer Akademie die für ihn neue Aquatinta-Technik kennen, die 1924 zu dem berühmten druckgrafischen Zyklus „Krieg“ führte, in dem er drastisch mit der modernen Kriegsmaschinerie abrechnete. Im Milieu des „Jungen Rheinland“ fand er zugleich zu seinem Stil einer scharfen, ironischen und zeitkritischen neuen Sachlichkeit. „Der böse Blick“ nennt sich die Schau mit 200 Arbeiten, in denen er mit kalter Lust seine Mitmenschen porträtierte.

Dix erinnerte sich ein Leben lang an Düsseldorf, schnappte er doch dem dortigen Urologen und Sammler Hans Koch dessen Frau weg und heiratete sie 1923, während Koch mit Marthas Schwester glücklich wurde.

Gleichfalls an die große Zeit der Kunstszene Düsseldorf im letzten Jahrhundert erinnert die Ausstellung zu Marcel Broodthaers, der 1970 nach Düsseldorf kam und seine deutsche Uraufführung 1972 in der Kunsthalle erlebte. Er wurde zum wichtigen Anreger der Konzeptkunst. Die jetzige Schau, die das gesamte Werk des Künstlers umfasst, hatte zuvor ihre Stationen in New York und Madrid (ab 4. 3.2017 in K 21).

Seit 2015 widmet sich die Kunstsammlung zugleich dem Forschungsprojekt „Museum global“. Das erste Ergebnis ist die in Kairo zwischen 1938 und 1948 aktive Gruppe „Art et Liberté“ (Kunst und Freiheit), die sich kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Königreich Ägypten gegen Faschismus, Nationalismus und Kolonialismus engagierte. Dabei definierte sie den Surrealismus der Franzosen auf eigenwillige Weise neu.

Zur Freude aller Sportfans unter den Besuchern spendiert die Landesregierung mehr als eine halbe Million Euro, damit das Spinnennetz des Tomás Saraceno, „in Orbit“, zum zweiten Mal in 25 Meter Höhe über der Piazza von K 21 gespannt werden kann. Es handelt sich diesmal um ein neues Material aus Vietnam, das eine fünfjährige Dauer garantiert. Die Versicherung für die alte Bespannung war im Sommer abgelaufen. Ende Februar 2017 wird sich die Jugend wieder über den Köpfen der Besucher tummeln können.

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