„Von Berlin geprägt“: Max Beckmann

Berlin (dpa) - Die Reichshauptstadt Berlin war um die Jahrhundertwende Schmelztiegel für den Aufbruch in die Moderne. Eine Ausstellung in der Berlinischen Galerie erzählt jetzt erstmals von der ebenso wechselvollen wie prägenden Beziehung zwischen der quirligen Kulturmetropole und dem Künstler Max Beckmann (1884-1950).

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„Berlin war der wichtigste Platz für seine künstlerische Entwicklung“, sagte Enkelin Mayen Beckmann am Mittwoch vor der Ausstellungseröffnung.

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Zu sehen sind rund 50 hochkarätige Werke des Malers, die in Berlin entstanden oder einen Bezug zur Stadt haben. Sie stehen im Dialog mit Schlüsselwerken von namhaften Zeitgenossen wie Edvard Munch, Max Liebermann, Franz Marc oder Ernst Ludwig Kirchner. „Wir wollten Beckmann nicht als Solitär der Kunstgeschichte zeigen, sondern eingebettet in die Geschichte seiner Zeit“, sagte Kuratorin Stefanie Heckmann.

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1904 bezog der gebürtige Leipziger sein erstes Atelier in der Stadt. Gerade 20, kam er nach einem Kunststudium in Weimar und einem Aufenthalt in Paris mit hohem Anspruch in die Stadt. Eines der faszinierenden Selbstporträts in der Ausstellung, das auch zum Plakatmotiv wurde, zeigt den Jungspund im eleganten Gesellschaftsanzug, die Zigarette lässig in der Hand, den Blick selbstbewusst auf den Betrachter gerichtet: Was kostet die Welt?

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Bereits sein erstes Berliner Werk „Junge Männer am Meer“ (1906) verschafft ihm das erhoffte Entrée. Er findet Förderer, seine Bilder werden regelmäßig in der Berliner Secession ausgestellt, jener Künstlergruppe, die mit dem Impressionismus die bisherigen Traditionen hinter sich lassen will. Franz Marcs „Mädchen mit Katze II“ (1912) steht in der Ausstellung als Beispiel für den konkurrierenden Expressionismus, der sich letztlich als erfolgreicher durchsetzt - eine „bittere Erfahrung“ für Beckmann, wie die Kuratorin sagt.

Das „Selbstbildnis als Krankenpfleger“ (1915) berichtet von einer weiteren Zäsur. Beckmann meldet sich mit Beginn des Ersten Weltkriegs freiwillig zum Sanitätsdienst. „Meine Kunst kriegt hier zu fressen“, schreibt er aus Flandern an seine Frau. Doch die Belastung wird zu groß. Nach einem körperlichen und seelischen Zusammenbruch zieht er sich für Jahre nach Frankfurt zurück - sein „Sanatorium“, wie die Enkelin sagt.

Erst nach dem Beginn der NS-Zeit kann er kurz nochmals einen Erfolg in Berlin feiern. Die Galerie der Gegenwart richtet ihm im Februar 1933 im Kronprinzenpalais einen eigenen Raum ein. Doch nur wenige Monate später wird seine Kunst von den Nazis als „entartet“ gebrandmarkt, zehn Werke sind später in der sogenannten Schandausstellung in München zu sehen. In Berlin gerät er zunehmend in die Isolation und emigriert schließlich 1937 nach Amsterdam, später in die USA. Nach Berlin kehrt er nie mehr zurück.

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