Thomas Grünfeld im Schloss Morsbroich: Geniale Retrospektive eines Exzentrikers

Thomas Grünfeld zeigt seine Arbeiten im Leverkusener Schloss Morsbroich.

Leverkusen. Thomas Grünfeld (57) stammt aus Leverkusen, weshalb er seine Retrospektive im Schloss Morsbroich als „homy“ („heimelig“) tituliert. Doch der Bildhauer, Maler, Fotokünstler und Professor der Düsseldorfer Kunstakademie steckt im Denken und Handeln voller Ironie. Er agiert gern als Störenfried. Alles, was er ausstellt, wirkt lieblich und grotesk, minimal und weich, aufgeladen und abschreckend zugleich.

Als er seine „Misfits“, seine Mischwesen aus Hund, Schaf (siehe Foto, dpa), Giraffe oder Pferd erstmals in London zeigte, bekam er Polizeischutz, weil Tierschützer dachten, die Tiere seien der Kunst zuliebe genmanipuliert und geschlachtet worden. Heute möchten Betrachter die fremden Wesen streicheln.

Grünfeld liebt „Erfahrungsbilder“, wie er sagt. Er nimmt Dinge aus der Wirklichkeit, immergrünen Bogenhanf, Matratzen oder Filzstücke aus dem Hobbyladen, und verwandelt sie ins Künstliche. Bunt bezogene Matratzen erinnern an minimale Kunst, haben aber einen Touch ins Gemütliche. Filzvorhänge mit Lederbesatz, wie man sie als Windschutz an Lokalen findet, tauchen als „Große Braune“ auf, so dass man sich an Mantelmadonnen erinnert fühlt.

Erstmals zeigt er seine Aktaufnahmen in häuslicher Intimität. Sie sind zu schön, um wahr zu sein. Er hat sie im aufwendigen Dye-Transfer-Druck abziehen lassen, jede Farbe einzeln. Nun strahlen sie wie Malerei. Sie sind eine Hommage an den Möbeldesigner Carlo Mollino, dessen Polaroids nach dessen Tod gefunden wurden.

Bis 8. September. Öffnungszeiten: Donnerstag: 11 bis 21 Uhr, übrige Tage 11 bis 17 Uhr, montags geschlossen.

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