Papyrus: Eine Schutzhaut für die Ewigkeit

Neue Nano-Partikel sollen Schimmel von Papyrus fernhalten.

Halle/Kairo. Es soll archäologische Funde aus Papyrus, Leder oder Wolle vor Schimmel und Bakterien schützen: Eine ägyptisch-deutsche Forschergruppe hat in Halle in Sachsen-Anhalt ein neues Verfahren zur Konservierung entwickelt.

Dabei bilden Partikel, die für das menschliche Auge unsichtbar sind, eine Schutzschicht. Für die Methode würden Wirkstoffpartikel, zum Beispiel winzige Silberteilchen, mit Kunststoff-Nanofasern versponnen, erklärt der Vorstandsvorsitzende des Instituts für Polymerwerkstoffe der Universität Halle, Goerg H. Michler.

Den Schimmelbefall in Büchern oder Textilien konnten laut Michler bisher bislang Behandlungen mit giftigen Chemikalien oder eine radioaktive Bestrahlung stoppen. „Dagegen ist das neue Verfahren leicht handhabbar und ungiftig“, sagt der Physiker, dessen Team bei dem Projekt mit dem National Research Centre (Kairo) kooperierte. Die nun eingesetzten Nanofasern aus Plastik sind bis zu 1000 mal dünner als ein menschliches Haar.

„Die Nanofaserbeschichtung fungiert wie eine unsichtbare Schutzhaut“, sagt der leitende Arzt der Orthopädie der Universitätsklinik Jena, Jörg Brandt. Er beteiligte sich an den Forschungen, weil das Verfahren auch für die Medizin interessant werden könnte — für antibakterielle Beschichtungen von Implantaten.

Zum Schutz von Papyrus haben die Forscher Kunststoff-Nanofasern mit Nanosilberpartikeln versponnen. „Wenn der Anteil der Silberteilchen in den Nanofasern entsprechend hoch ist, wird das Wachstum von Mikroorganismen verhindert“, fasst Matthias Dürr vom Institut für Hygiene der Universität Halle das Untersuchungsergebnis zusammen.

Zum Auftragen wird eine spezielle Technik genutzt: „Die Kunststofflösung wird durch eine dünne Spritzenkanüle gedrückt und mit Hilfe eines angelegten elektrischen Feldes mit einer Spannung von 20 000 Volt auf weniger als ein Tausendstel seiner Ausgangsdicke verdünnt und auf das Objekt gesprüht“, erklärt der ägyptische Chemiker Ashraf Asran das Verfahren. Den ersten Praxistest haben die Forscher im Januar im Ägyptischen Museum in Kairo absolviert.

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