Neuer Chef für die Kunstsammlung NRW: Armin Zweites überraschender Abgang

Der Generaldirektor der Kunstsammlung NRW war ein Glücksfall für Düsseldorf.

Düsseldorf. Völlig überraschend verlässt Armin Zweite (66), Chef der Kunstsammlung NRW, die Landeshauptstadt und zieht schon in zwei Monaten nach München. Dort wird er Direktor des im Bau begriffenen Museums Brandhorst. Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff lässt ihn ziehen. "Es ist eine große Chance für ihn, dieses Museum zu führen. Wir legen ihm keine Steine in den Weg und werden jetzt das Kuratorium einschalten."

Ursprünglich hatte Zweite eine Vertragsverlängerung als Generaldirektor von K20 und K21, den einzigen Staatsgalerien in NRW, über seine Pensionsgrenze hinaus bis Mai 2009. Zu diesem Zeitpunkt wollte er den Erweiterungsbau von K20 einweihen. Wegen der Stadtmauerfunde hinter der Landesgalerie hat sich dieser Termin verzögert.

Zweite kehrt in die Stadt zurück, die er als seine Heimatstadt ansieht, wo er von 1971 bis 1990 gewirkt hat, von 1974 bis 1990 Direktor der Städtischen Galerie im Lenbachhaus war. In Düsseldorf ging ihm der Ruf eines großen Bewunderers von Joseph Beuys voraus. Er sollte die Düsseldorfer nicht enttäuschen. Rückblickend sagt er zum grandiosen Ankauf von "Palazzo Regale" für Düsseldorf: "Ich kam unter der Bedingung, die ich mit Eva Beuys besprochen habe: Sie gab mir das Ja-Wort für den Ankauf des wichtigsten Spätwerks, und wir haben es geschafft, die große Summe aufzubringen, mit Hilfe des Landes und der Kulturstiftung der Länder."

Günther Ulbricht, auch er ein Beuys-Kenner und Sammler, war sein Partner. Später gelang es Zweite über die Familie Ulbricht, auch diesen herrlichen Beuys-Komplex in Düsseldorf zu halten. 90 Arbeiten von Beuys befinden sich am Rhein, und Zweite sagt nicht ohne Stolz: "Die Kunstsammlung besitzt nun mit Klee und Beuys die überragenden Künstler des 20.Jahrhunderts."

Zweite hat zäh und geschickt mit dem Land verhandelt und viele Trümpfe eingesammelt: Sieben Jahre hat es gedauert, bis er das Ständehaus einweihen konnte. Das Sammlerehepaar Ackermans kannte er sehr lange, und so bot man ihm die herrliche Kollektion der Avantgarde an, die das Land anstelle einer Geschenk-Steuer annahm.

Der unbestechliche Connaisseur war beliebt bei Künstlern und Sammlern, so holte er den Surrealismus-Komplex ins Haus mit René Magritte, Max Ernst und Salvador Dali. Der TV Garden von Naum June Paik gilt als Spitzenwerk des Medienkünstlers. Der Marcel-Broodthaers-Raum in K21 gilt als Höhepunkt der Konzeptkunst, der Genter Raum von Imi Knoebel als beste Installation eines Beuys-Schülers. Zweite übte sich in freundlicher Beharrlichkeit, gestützt auf einen professionellen Mitarbeiterstab, mit Julian Heynen und Pia Müller-Tamm an der Spitze. Er gilt nicht nur als Kunst- sondern auch Menschenkenner.

1990 war er unter der Bedingung nach Düsseldorf gekommen, dass er einen Erweiterungsbau für die Kunstsammlung erhalten werde. Nun geht er vor ihrer Einweihung, die sich durch die Bodenfunde auf Mitte 2009 verzögert. Er selbst wie der Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff sehen in Zweites abrupten Abgang die Chance, den Nachfolger in Ruhe auszuschreiben und einzuarbeiten. Zweite aber freut sich auf München: "Eine herrliche Sammlung".

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