Multiples und Unikate: Joseph Beuys in München

München (dpa) - Joseph Beuys ist einer der wichtigsten deutschen Künstler des 20. Jahrhundert - und vielleicht der umstrittenste. Sein Werk aus Filz, Blut und Schrott hat die deutsche Kunstwelt radikal verändert, immer hat es polarisiert.

Viele, so sagt die Münchner Galeristin Silke Thomas, hätten sich aber gar nicht erst getraut, ihre Meinung zu Beuys laut zu sagen. Mit einer Ausstellung in München will sie das ändern - zumindest ein wenig.

Mehr als 120 Objekte - sogenannte Multiples, die es mehrmals gibt, aber auch Unikate - zeigt ihre Galerie Thomas Modern direkt gegenüber der Pinakothek der Moderne. Und verkaufen will sie die Werke auch - für 400 Euro aufwärts. Die Unikate sind - wenig erstaunlich - deutlich teurer. Die ausgestellten und zum Großteil aus verschiedenen Privatsammlungen zusammengetragenen Objekte zeigen einen interessanten Querschnitt durch das Werk des vor 25 Jahren gestorbenen Aktionskünstlers (1921-1986) und stammen aus all seinen Schaffensphasen.

Eins der Multiples ist „ich kenne kein Weekend“ aus dem Jahr 1971, für das Beuys eine Maggi-Flasche und eine gelbe Reclam-Ausgabe von Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“ kombiniert hat - „geistige Nahrung“, gewissermaßen, sagt Thomas. Die Schau zeigt auch die „Intuitionsbox“, eine einfache Holzkiste, in die Beuys das Wort „Intuition“ geschrieben hat und die in den 1960er Jahren in einer Auflage von rund 12 000 Exemplaren für acht D-Mark das Stück verkauft wurde.

„Das Orwell-Bein - Hose für das 21. Jahrhundert“ erinnert an Beuys' Performance „Good Morning, Mr. Orwell“ im Pariser Centre Pompidou in der Silvesternacht 1983/1984, „Silberbesen und Besen ohne Haare“ an seinen Putztrupp, der im Jahr 1972 den Karl-Marx-Platz im damaligen Westberlin fegte. Daneben gibt es Grafiken, Fotos vom Künstler, seine bekannten Motive wie Hase, Hasenblut und Hirsch. Von allem ein bisschen.

Ihr sei vor allem wichtig, einen einfachen und leichten Zugang zu der Ikone des 20. Jahrhunderts zu ermöglichen und seinen erweiterten Kunstbegriff zu zeigen, sagt Galeriechefin Thomas. „Die Kunst überträgt sich auf das Leben und umgekehrt.“ Viele hätten Berührungsängste mit dem Werk Beuys', darum wolle sie für eine unverkrampfte Herangehensweise werben und auf die Deutungsvielfalt hinweisen. „Beuys will immer nur Spuren legen. Es gibt eine große Offenheit in den Deutungen.“

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