Karl Lagerfeld: „Ich bin ein junger Fotograf“

Kunst: Modedesigner Karl Lagerfeld präsentiert in der Langen Foundation auf der Raketenstation seine abstrakten Aufnahmen.

Neuss. Karl Lagerfeld liebt die Selbststilisierung - als Modeschöpfer, Designer und als Fotograf. Wie ein Feldherr schreitet er in seine Foto-Schau der Langen Foundation, flankiert von Sabine Crasemann als Sprecherin der Stiftung, gefolgt von Bodyguards und Museumspersonal. Zielsicher steuert er dunkel gehaltene Architekturmotive an, zu denen sein weißer Haarschopf und sein weißes Hemd mit der dunklen Fliege gut passen. An seiner Sehfehler korrigierenden Sonnenbrille prallen alle Blicke ab. Er hebt seine Rennfahrerhandschuhe, während der weiße Stehkragen seinen Kopf stützt.

Herr Lagerfeld, lieben Sie derlei Auftritte?

Lagerfeld: Ich hasse Pressekonferenzen, sie sind wie eine Zirkusveranstaltung.

Seit wann fotografieren Sie?

Lagerfeld: Seit 1987, seit 20 Jahren also. Ich bin noch ein junger Fotograf.

Ihre Aufnahmen sind nicht mehr inszeniert, sondern vergrößerte Schwarz-Weiß-Fotos, auf denen die Menschen gar nicht oder nur noch im Ausschnitt von Händen und Füßen vorkommen. Warum gibt es neuerdings so viele Strukturen, Betonlöcher, Kabelwellen, Stahlnoppen oder Bodenplatten?

Lagerfeld: Ich bin sehr grafisch orientiert. Ich sammle auch abstrakte Bilder, das ist eine Kunst in Strukturen.

Warum stellen Sie ausgerechnet in Neuss aus?

Lagerfeld: Es war die Idee der Langen-Stiftung, mich einzuladen. Ich liebe hier die Architektur von Tadao Ando. Ich wollte schon dreimal mit ihm bauen, musste aber alle drei Grundstücke wieder verkaufen, weil man mir zu strenge Auflagen machte. Ich fühle mich hier fast wie zu Hause, weil die Häuser von Ando für mich etwas Familiäres haben.

Betreiben Sie die Fotografie parallel zur Mode?

Lagerfeld: Ich betreibe alles parallel: Mode, Design, Fotografie. Beruf und Berufung sind für mich das gleiche.

Planen Sie Ihre Fotos oder entstehen sie zufällig?

Lagerfeld: Ich habe immer eine Kamera bei mir. Es kann Augenblicke oder Lichteinflüsse geben, die nur für Momente da sind und nicht wiederkommen.

Wollen Sie Ihre Arbeiten verkaufen?

Lagerfeld: Ich lege keinen Wert darauf, Fotografie zu verkaufen. Ich signiere die Fotos auch nicht und mache keine Auflagen. Der Name steht an der Tür der Langen Foundation, das reicht mir.

Was reizt Sie daran, Ihre Fotos hier auszustellen?

Lagerfeld: Ich kenne die Familie Langen seit langem. Das Museum ist der Hintergrund für meine Bilder, sie passen gut zum Geist dieses Hauses. Ich wäre sehr glücklich, ein kleines Buch über die Ando-Stiftung in Neuss zu machen, denn ich habe schon viele Ando-Häuser fotografiert.

Was machen Sie gerade?

Lagerfeld: Mode, Werbung, Bücher, Illustrationen.

Besuchen Sie Kunstausstellungen?

Lagerfeld: Ich kann nirgendwo hingehen, weil die Leute mich immer fotografieren wollen, was von der Kunst ablenkt. Ich mache gerade ein Buch über Versailles, da gehe ich montags ins Haus, wenn es für andere Menschen geschlossen ist. Ich interessiere mich für Visionen. Dort gibt es ein Theater, das kurz vor der Revolution gebaut worden ist.

Wo ist Ihr Hauptsitz?

Lagerfeld: Ich habe keinen Hauptsitz, ich bin heute in Neuss, morgen in Paris, London oder Düsseldorf. Ich will mich auch sonst nicht festlegen, ich warte auf Überraschungen.

Welche ist die Modestadt?

Vita Lagerfeld wurde "zwischen 1933 und 1938" bei Hamburg als Sohn eines Fabrikanten geboren, zog ohne Abitur nach Paris, wurde nach einer Schneiderlehre künstlerischer Direktor bei Jean Patou und Chloé, wurde Chef-Designer bei Coco Chanel, gründete 1974 seine eigene Firma, produziert unter dem Label KL.

Ausstellung Langen Foundation, Raketenstation, Neuss, bis 1.5.2008, täglich 10 - 18 Uhr.

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