K21: Schweben, zittern, genießen in der Glaskuppel

Tomás Saracenos begehbare Raumskulptur „in orbit“ vermittelt im Düsseldorfer K21 ein atemberaubendes Kunsterlebnis.

Düsseldorf. Eine im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende, eine elementare Kunsterfahrung wartet ab Freitag auf die Besucher des K21 Ständehaus in Düsseldorf: Tomás Saracenos Installation „in orbit“ öffnet die Sinne, wirkt auf Auge, Beine und Gleichgewichtsorgan, auf das Lust- und aufs Angstzentrum. Denn seine Raumskulptur schwebt stellenweise 29 Meter über dem Erdgeschoss — und ist begehbar.

Berückend schön ist bereits der Anblick der drei in der Glaskuppel übereinander gespannten Netzebenen. Auf Abstand gehalten werden sie von einer spiegelnden und mehreren durchsichtigen Kunststoffkugeln mit bis zu acht Metern Durchmesser, ausgestattet mit einem automatischen Aufblassystem.

Groß ist die Konstruktion (840 Quadratmeter), hoch ist sie (zehn Meter) und schwer (fünf Tonnen). Doch zugleich wirken die Stahlseile fein und filigran, fast unsichtbar.

Tomás Saraceno, 1973 in Argentinien geboren und seit langem in Frankfurt ansässig, verknüpfe in all seinen Installationen den Traum vom Fliegen mit der Utopie einer schwebenden Stadt, in der die territorialen und ökologischen Probleme überwunden sind, sagte die Kuratorin Susanne Meyer-Büser.

Seit Jahren beschäftigt sich Saraceno intensiv mit Spinnen und überführt deren Netz-Künste in sein Werk: „Jeder einzelne Strang wird die Besucher nicht nur halten, sondern sie zusammenweben und gemeinsam agieren lassen.“ Und das funktioniert auch in Düsseldorf bei seiner bisher größten und leichtesten Installation.

Der Untergrund schwankt, der Blick in den Abgrund beschleunigt den Puls — da muss man fest an die Düsseldorfer Bauaufsicht denken, die die Installation im Zusammenspiel mit 14 anderen Ämtern abgenommen hat. Zugleich ist es faszinierend, durch den Raum zu gleiten, durch die Bewegungen der anderen Netzbegeher (zehn sind gleichzeitig zugelassen) in eine gemeinsame Schwingung und rasch ins Gespräch zu geraten, oder vor dem grandiosen Stadtpanorama in der Luft zu liegen.

„Es war eine sehr lange Reise“, sagt Tomás Saraceno mit Blick auf fast drei Jahre Vorbereitung und drei Monate Aufbau, der am Mittwochmorgen noch die weißen Kissen wie Erholungsinseln platziert hat. „Und das ist nicht das Ende, sondern vielleicht ein Anfang.“ Das sieht Marion Ackermann, künstlerische Leiterin der Kunstsammlung, ähnlich. Bis Herbst 2014 soll „in orbit“ im K21 bleiben, sie kann sich aber auch drei Jahre vorstellen.

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