"Ich schaue auch Kunst für Sie" - Ein künstlerischer Stellvertreter

Oliver Breitenstein sieht sich für Kuratoren Ausstellungen an.

Münster. Andere bezahlen Geld, um ins Museum zu gehen. Oliver Breitenstein wird dafür bezahlt. Der 46-Jährige aus Münster schaut sich stellvertretend für Auftraggeber quer durch Europa Ausstellungen an und berichtet von seinen Eindrücken. Sein Angebot: „Sie können mich mieten, damit ich stellvertretend für Sie Kunst betrachte“ — so steht es auf seiner Internetseite.

Einer seiner Kunden ist der Berliner Stefan Riebel. Wenn Breitenstein für ihn Galerien besucht, trägt er ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Ich schaue Kunst für Stefan Riebel.“ „So viel Kunst, wie heute produziert wird, kann man gar nicht mehr konsumieren“, sagt Riebel, der selber Kunstschaffender ist. „Trotzdem hat man den Druck, auf dem aktuellsten Stand bleiben zu müssen.“ Durch seinen Kontaktmann Breitenstein bekommt er persönliche Eindrücke. Außerdem blieben ihm ellenlange Warteschlangen vor Museen erspart, sagt Riebel.

Das Markenzeichen von Breitensteins Projekt: bunte T-Shirts. In allen Farben reihen sie sich auf einer Kleiderstange in seinem Atelier in Münster. Jedes der Hemden zeigt den Namen eines anderen Auftraggebers, der für den Service bezahlt. Für das Projekt „Ich schaue auch Kunst für Sie“ war der Westfale damit unter anderem schon in Basel, Berlin und Zürich. Was der Mann mit dem schütteren Haar und der schmalen Brille vor Ort zu sehen bekommt, hält er meist mit Fotos fest. Die klebt er dann in Bücher und gibt sie seinen Kunden.

Seit zehn Jahren ist Breitenstein im Job. Dass er ein paar Semester Kunst studiert hat, scheint ihm nebensächlich zu sein. Schnell geht er die Stationen in seinem Lebenslauf durch. Seine prägendste Erfahrung: die Zeit als Bratwurstverkäufer vor einem Baumarkt. Dort habe er gelernt, mit Menschen zu reden und sich auf Sachen einzulassen. Heute möchte er Menschen Kunst vermitteln und sie ins Gespräch bringen.

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