Handel mit Kunst als globales Spiel

Analyse: Im Rheinland sitzen zahlreiche Künstler. Den Verkaufsgewinn streichen Städte wie London und New York ein. Hier trifft Kunst auf Kommerz.

London/ New York. Munter klettern die Preise auf dem internationalen Kunstmarkt. Der Höhenflug gilt jedoch weniger dem rheinischen Markt, hier werden die Kunstwerke "nur" produziert. Das große Geld mit Kunst wird vor allem im Ausland verdient. Der Handel mit zeitgenössischen Werken orientiert sich an Amerika, an der Messe in Miami, an der Frieze Art in London oder der Art Basel.

Nicht die Galerien, sondern die global agierenden Auktionshäuser in London und New York machen Schlagzeilen. Dort bestimmt man den Marktwert eines Gerhard Richter, Thomas Schütte oder Andreas Gursky, obwohl die Künstler von diesem Sekundärmarkt in der Regel nichts bekommen - es handelt sich um Weiterverkäufe der Sammler. Künstler arbeiten mit Galerien zusammen.

In Deutschland hatten die Galeristen jahrelang das Nachsehen durch das Folgerecht, das Künstler oder deren Erben am Weiterverkauf ihrer Werke beteiligt. Während der Erstverkauf durch den Galeristen frei ist, wird es beim Wiederverkauf teurer. Der Kunsthandel reagierte mit der Abwanderung in Länder ohne Folgerecht, nach USA, in die Schweiz, nach Großbritannien, Irland und Österreich.

Düsseldorf hat etwa 50, Köln 60 und Berlin 320 Galerien. Doch die Besucherzahlen nehmen ab, auf Kunstmessen dagegen zu. Die Folge ist, dass die Anzahl an Kunstmessen geradezu inflationär steigt. Verständlicherweise will jede Stadt vom Messe-Kuchen etwas abbekommen. Jüngstes Beispiel ist die dc-Düsseldorf, die bei ihrer zweiten Veranstaltung gleich in die LTU-Arena geht.

Galeristen jagen von Messe zu Messe, Hans Mayer bereist jährlich sechs Standorte weltweit. Mindestens 50 Prozent seines Jahres-Umsatzes werden dort getätigt. Bei kleineren Kunsthandlungen regeln dann Aushilfen, Familienmitglieder oder Freunde den Betrieb. Auf den Messen geht es um Kunst als Ware, wie auf den Auktionen auch.

Die Wiedererkennbarkeit der Namen spielt eine Rolle. Zugleich wächst der Druck, immer neue Künstler immer schneller zur Marktreife zu führen. Wenn Maler und Bildhauer allzu langsam ihre Werke schaffen, haben sie schlechte Karten - oder sie verteuern sich extrem.

Galerist: Er leistet als Bindeglied zwischen Künstler und Käufer Basisarbeit. Früher blieben Galeristen und Künstler auf Lebenszeit zusammen. Heute wird international mit anderen Galerien kooperiert, um auf dem globalisierten Kunstmarkt konkurrenzfähig zu bleiben.

Sammler: Heute verfügen Kunstkäufer über viel Geld und wollen rasch respektable Sammlungen aufbauen. Allerdings muss sich der Sammler auch Reputation verschaffen.

Finanzanalysten: Sie sammeln Kunstmarkt-Informationen, um Marktschwankungen früh zu berechnen und bei Hausse abzukassieren.

Steuer: Die Umsatzsteuer für Gemälde beträgt sieben Prozent, für Foto-Kunst 19 Prozent. Das Folgerecht verursacht Abgaben von mindestens vier Prozent und beträgt höchstens 12 500 Euro. Das Folgerecht gilt in der EU, nicht aber in USA und der Schweiz. Die Einfuhrsteuer für Kunst aus Amerika nach Deutschland beträgt 19 Prozent. Amerika hat keine Umsatzsteuer.

Kunstsponsoring: Es dient der Image-Förderung der zahlenden Firma und bringt den Museen zusätzliche Mittel ins Haus.

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