Gregor Schneider: „Der Duisburger OB ist gegen die Kultur“

Eklat Gregor Schneider äußert sich zum Politspektakel im Lehmbruck Museum.

Der Künstler Gregor Schneider vor einem 13x14 Meter hohen Kubus, der zu seiner Malewitsch-Ausstellung "Das schwarze Quadrat" gehört (Archivfoto).

Der Künstler Gregor Schneider vor einem 13x14 Meter hohen Kubus, der zu seiner Malewitsch-Ausstellung "Das schwarze Quadrat" gehört (Archivfoto).

Foto: Ulrich Perrey

Duisburg. Seit November 2013 arbeitete Gregor Schneider an seinem Projekt „totlast“ für das Wilhelm Lehmbruck Museum in Duisburg. Noch vor einem Monat erklärte die Museumschefin Söke Dinkla dieser Zeitung, die Premiere am 15. August stehe fest. Nun gehört Dinkla zum Museumsteam, das sich gegen seinen Chef, den Oberbürgermeister Sören Link wendet. Denn nicht nur der Künstler und die Ruhrtriennale, sondern eben auch das Museum lehnt die Absage des OB „entschieden ab“, wie die Ruhrtriennale erklärte.

Der Künstler kommentiert am Telefon in München, wo er als Professor an der Kunstakademie lehrt, den Eklat von Duisburg folgendermaßen: „Ich glaube, Oberbürgermeister Sören Link will sich als Lokalpolitiker profilieren, auch wenn er sich dabei gegen die Kultur wendet. Er ist Kuratoriumsvorsitzender des Museums. Er kennt die Pläne seit Monaten. Und nun schreibt er plötzlich, er habe sehr schlecht geschlafen vor seiner Absage. Und: Die Wunden der Love Parade seien noch nicht geschlossen.“

Diskussionsstoff: Die Kunstprojekte von Gregor Schneider
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Was aber hat die Love Parade mit Schneiders Kunst zu tun? Gregor Schneider gibt die Antwort: „Ich bin 2001 auf einen Betonblock in Berlin gestoßen, den die Nazis errichteten, um die Belastbarkeit des Bodens zu testen. Ich beziehe mich also auf Albert Speer und einen nationalsozialistischen Baukörper. Das hat mit der Love Parade nichts zu tun.“

Schneider definiert den Begriff „Totlast“, indem er sagt: „Das ist das Eigengewicht von Geräten, die Lasten aufnehmen und transportieren. Es ist der wissenschaftliche Begriff für einen Belastungskörper. Man wäre im Museum in einen Betonkörper gestiegen, der von der Totlast inspiriert ist. Von da aus hätte man einen Übergang nach draußen gehabt, ohne zu wissen, wo man ist. Draußen sollte man Räume durchlaufen, unter anderem einen Nachbau aus Duisburg-Bruckhausen, wo ganze Häuserzeilen abgebrochen werden. Schließlich wäre man in den Park geflüchtet.“

Der Duisburger OB hat sich bislang lediglich beim Intendanten der Ruhrtriennale für die kurzfristige Absage entschuldigt.

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