Düsseldorfer Lichtkünstler: Der Mann, der mit Feuer Bilder malt

Lichtkünstler Otto Piene pendelt zwischen Düsseldorf und den USA — zu seinem 85. Geburtstag ist er gefragter denn je.

Düsseldorf. Heute wird Otto Piene 85 Jahre alt, der Mitbegründer der Avantgardegruppe Zero, Erfinder der Feuerbilder, des Lichtballetts und der Himmelskunst (Sky Art). Der Vielgefragte zwischen Amerika und Europa verbringt den Ehrentag völlig untypisch mit Nichtstun.

Er macht mit seiner Frau zum ersten Mal seit Jahren für ganze fünf Tage Urlaub in der Provence. Der Mann mit dem leicht amerikanischen Akzent — lebt er doch seit einem halben Jahrhundert nicht nur in Düsseldorf, sondern als Leiter des berühmten Medienlabors am MIT in Boston — will eine alte Klosterkirche besuchen und sein Skizzenbuch zum Zeichnen zücken.

Auch wenn der Schritt etwas langsamer und das Haar grauer geworden ist, hat er nicht die Allüren eines alten Herrn. Im Gegenteil, er wirkt unglaublich jung. Er suche nach immer wieder neuen Experimenten. Er sagt: „Neugierde ist sehr wichtig.

Die Neugierde habe ich Gott sei Dank nie abgelegt.“ Sofort gibt er ein Beispiel: Er arbeite gerade daran, aus Lampen Lichtplastiken zu entwickeln, die ferngelenkt werden. Sie sollen ein Lichtballett produzieren. Er erklärt: „Die Choreographie kommt zur Plastik hinzu. Diese Objekte können in eine Performance eingebaut werden.“

Was ihn treibt, ist der Glaube, die Welt verändern zu müssen. „Die Welt braucht immer wieder etwas Neues. Es gibt so viele schreckliche Dinge. Ich möchte eine Welt, die friedlich ist, ohne selbst verschuldete und gewollte Konflikte.“ Hier spricht der Mann, der noch als „Kindsoldat“ die letzte chaotische Phase des Zweiten Weltkriegs erlebte.

Seine Mittel als Künstler sind elementar und simpel zugleich. Er benutzt Licht, Rauch, Gas und Feuer. Vor einigen Jahren öffnete er sein Atelier auf der Hüttenstraße in Düsseldorf und zeigte, was er darunter versteht. Er nahm ein ungrundiertes Keilrahmenbild und trug flüssige Öl- und Sprühfarben auf. Dann aber griff er zu einem unscheinbaren Geheimfläschchen mit Flüssigkeiten wie Fixativ und Terpentin.

Nun ging alles ganz schnell. Er spritzte das Zeug aufs Bild und zündete es an. Die Flammen schnellten empor, so dass ich schon um seinen Bart fürchtete. Rauchschleier und Feuerspuren legten sich über die Farben. Das Ergebnis war ein infernalisches Feuerbild. Das Erschaffen eines neuen Werks war in wenigen Sekunden gelungen.

Soeben wurde er zur Biennale nach Venedig eingeladen, wo er im „Enzyklopädischen Palast“ einen Lichtraum inszenieren will. Ob er sich freue, wiederentdeckt zu werden? Seine Antwort: „Ich bin entdeckt geblieben, nur an verschiedenen Stellen.“

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