Über Stock und Stein documenta-Reiter müssen viele Hürden nehmen

Kassel/Athen (dpa) - Kunst kann Grenzen überwinden, doch für die vier documenta-Reiter ist das ein hartes Stück Arbeit. Denn die drei Männer und eine Frau sind zu Pferd von Athen nach Kassel unterwegs.

Über Stock und Stein: documenta-Reiter müssen viele Hürden nehmen
Foto: dpa

Die größten Hindernisse sind dabei bürokratischer Art: „Unglaublich, was für Vorwände sich Grenzbeamte einfallen lassen“, sagt Peter van der Gugten. Der 53-Jährige ist einer der Reiter. An der serbischen Grenze ließ man die Teilnehmer des Kunstprojekts sechs Stunden warten - wegen eines angeblich fehlenden Stempels.

Trotz solcher Hürden sei die Stimmung hervorragend. „Die Moral ist gut“, erzählt van der Gugten. Anfang April startete er die Tour gemeinsam mit den Deutschen Tina Boche und David Wewetzer sowie dem Ungarn Zsolt Szabo in Athen. Dort läuft die weltweit bedeutende Kunstausstellung bereits. In der eigentlichen documenta-Stadt Kassel geht es am 10. Juni los.

Die Ausstellung dauert 100 Tage - soviel Zeit ist auch für den Ritt eingeplant. Es handelt sich um die Performance „The Transit of Hermes“ (Die Durchreise des Hermes) des schottischen Konzept-Künstlers Ross Birrell. Inspiriert wurde Birrell laut documenta vom Ritt des schweizerisch-argentinischen Reiters Aimé Félix Tschiffely. Der reiste zwischen 1925 und 1928 von Buenos Aires nach New York.

Die Route des documenta-Ritts soll von Griechenland durch Mazedonien, Serbien, Kroatien, Slowenien, Österreich bis nach Deutschland führen. Mit ihrer Tour wollen die Reiter für Erhaltung und Wertschätzung der Pferde sowie für das Grundrecht von Mensch und Pferd auf einen freien Zugang zur Natur werben.

Mittlerweile ist etwa die halbe Strecke bewältigt: 1400 Kilometer lägen hinter ihnen, berichtet Peter van der Gugten. Momentan sind sie in Serbien, südlich von Belgrad. Die Reiter erhalten Hilfe von einem deutsch-schweizerisch-serbischen Ehepaar. Dafür sei man sehr dankbar: „Die Übernachtungen sind nämlich nicht vorgeplant, wir müssen selbst schauen, wo wir schlafen“, sagt der Schweizer. Unterwegs werden sie freundlich empfangen: von örtlichen Kamerateams, Schulklassen und anderen Reitern. Mühe bereite dagegen die Versorgung der Tiere: Das verfügbare Futter sei nicht so hochwertig wie in der Schweiz. „Trotzdem sind die Pferde gut in Schuss, für das was sie leisten müssen.“

3000 Kilometer in 100 Tagen - das sind im Schnitt 30 Kilometer pro Tag. Auch für die Reiter bedeutet das viele Stunden im Sattel: „6.00 Uhr aufstehen, 7.30 Uhr losreiten, Abendlager gegen 17.00 bis 21.00 Uhr“, schildert Peter van der Gugten einen typischen Tag. Im Rahmen des Kunstprojekts müssen die Reiter dabei Filmschnipsel und Fotos machen. Aus 100 Schnipseln soll am Ende ein weiteres Kunstwerk entstehen. Für einen zweiten Blickwinkel sorgt ein Kamerateam, das den Ritt dokumentiert.

Das eigentlich Kunstprojekt bleibt aber der Ritt selbst: „Das Filmmaterial wird Teil eines Projekts von Ross Birrell sein, jedoch nicht im Rahmen der documenta 14“, erklären dazu die Organisatoren der Kunstausstellung. Künstler Birrell besuche die Reiter unterwegs auf verschiedenen Etappen der Strecke. Die documenta unterstütze die Performance auf mehreren Wegen: Sie hat eine Notrufnummer eingerichtet, die von den Reitern jederzeit in Anspruch genommen werden könne und unterstütze das Projekt finanziell wie auch logistisch.

In Deutschland ankommen soll der Tross Ende Juni. Die documenta-Stadt in Hessen wollen die Reiter am 9. Juli erreichen - knapp einen Monat nach Eröffnung der Kunstausstellung in Kassel.

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