Das große Geschäft macht Damien Hirst selber

Auktion: Schon am ersten Abend übertreffen die Objekte des Künstlers den Rekord Picassos.

London. "Beautiful Inside My Head Forever" - man kann den Künstler Damien Hirst gut verstehen, dass er 223 nagelneue Werke unter diesem Titel am Montag und gestern Abend in den Räumen von Sotheby’s versteigern ließ und dieses Ereignis als wunderbare Erinnerung bewahren wird. Forever.

Schon am ersten Abend mehrte er seinen Reichtum um 90 Millionen Euro und übertraf damit Pablo Picasso, wenn es darum geht, wieviele Werke an einem Abend welche Summen erlöst haben. Der brauchte 88 Werke für eine geringere Summe, Hirst gelang es mit nur 54 Objekten.

Und siehe da, es war fast alles Gold, was da glänzte: Hirst Goldenes Kalb wurde für fast 13 Millionen Euro versilbert, ein blonder Jungbulle mit goldenen Hufen und Hörnern. Sein kunstvoll arrangierter und präparierter Zoo war gut gefüllt: So gab es ein Remake des früheren in Formaldehyd eingelegten Tigerhais (9,5 Millionen Pfund).

Die wirkliche Revolution sind aber nicht die offenbar obskur-skurrilen Objekte aus Damien Hirsts Kunstwelt. Andy Warhols Suppendosen und Robert Rauschenbergs "Combine Paintings" hat seinerzeit auch niemand für millionenschwer gehalten. Aber was sich im Kosmos der Zeitgenossenschaft abspielt, ist erst aus späterer Sicht zu bewerten.

Eines ist schon heute gewiss: Damien Hirst ist aufgebrochen, den Kunstmarkt zu revolutionieren. Lief der Handel mit der Ware Kunst bislang meist über Galerien, Kunsthäuser und Sammler, tritt dieser Künstler erstmals selber als Verkäufer auf. Er bedient sich lediglich der Auktionatoren, Cheyenne Westphal und vor allem Oliver Barker, der bei Sotheby’s den Hammer schwang.

Seine Galeristen waren erschienen und machten sich scheinbar einen Jux daraus, indem sie mitboten. Jay Jopling etwa, sein Londoner Händler, bot für "Here Today, Gone Tomorrow" 2,6 Millionen Pfund. Das Werk ist ein riesiges Vitrinenkreuz voller Fischskelette. Und aus New York war eine Abordnung aus dem noblen Hause Larry Gagosian angereist. Auch der prominente Anthony d’Offay hob mehrmals die Karte.

Nun ist damit ganz sicherlich nicht das große Galeristensterben angesagt. Denn eine solche Aktion, einen solchen millionenschweren Coup kann sich nur leisten, wer auf dem Markt als feste Größe etabliert ist, ein Andreas Gursky könnte es oder Rosemarie Trockel, und auch mancher US- Künstler. Doch die überwiegende Mehrzahl braucht nach wie vor dringend all jene Galeristen, die sie betreuen, die Werbetrommel rühren und ihnen Ausstellungen widmet. Hier wird dann gekauft.

Damien Hirst aber, der schon früh bei einem Großhändler wie Saatchi unter Vertrag war und längst im Streit wieder auseinander ist, war seit jeher ein künstlerisch und auch finanziell knallhart taxierender Mensch. Ein entsprechendes Grußwort ließ er am Montag denn auch verlesen: "Ich glaube, der Markt ist größer als wir alle denken."

Die gestrige Nacht wird diesen Appetit bestätigt haben.

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