Beuys-Werke für Düsseldorf?

Die Familie Beuys fordert Teile des Nachlasses aus Schloss Moyland zurück und möchte sie der Kunstsammlung übertragen.

Düsseldorf/Bedburg-Hau. Der Streit zwischen Eva Beuys und dem Land NRW als Hauptgeldgeber der Stiftung Museum Schloss Moyland hält an. Die Witwe fordert über ihren Anwalt Gerhard Pfennig, alle Werke und Archivalien herauszugeben, die der Stiftung nicht gehören. Sie sagt zugleich, sie wolle beides nicht für sich behalten und auch nicht verkaufen, sondern an die Kunstsammlung NRW geben. Das wäre eine große Chance, den wichtigsten Künstler des Landes an Düsseldorf zu binden.

Zwei Wochen ließ sich das Land Zeit, um Forderungen und Vorwürfe der Familie Beuys abzuwehren. Sie seien "weder faktisch noch juristisch belegt", erklärt Stiftungsvorstand Peter Landmann, zugleich Leiter der Kulturabteilung des Landes. Statt das persönliche Gespräch mit Eva Beuys zu suchen, quittiert er den Brief des Beuys-Anwalts Gerhard Pfennig mit "völligem Unverständnis" und mit "Verwunderung".

Das Land NRW bekenne sich wie die außerordentlich verdienstvollen Stifter van der Grinten und von Steengracht unverändert zum Museum Schloss Moyland. Nach Auskunft von Franz Josef van der Grinten hat die Stiftung inzwischen einen Kölner Rechtsanwalt eingeschaltet.

Es geht um das, was Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff im Gespräch mit unserer Zeitung so erklärt: "Die Beweislast liegt bei Eva Beuys. Sie muss erklären, was ihr gehört." Zur Beweislast sagt Pfennig: "Wenn ich Ihnen ein Buch leihe und Sie sagen, es gehört mir, dann sage ich: Zeigen Sie mir die Quittung. Beuys wollte, dass das Archiv zwischen ihm und dem Land verwaltet wird. Inzwischen wird es von den Van der Grintens verwaltet und alle aus der Familie Beuys sind draußen. Eva Beuys möchte es zurück haben, um zu bestimmen."

Nun hat Eva Beuys zugleich erklärt, sie wolle die Kunst und das Archiv nicht etwa verkaufen, sondern in der Düsseldorfer Landesgalerie zusammenfassen. Ein tolles Angebot also und eine große Chance für Düsseldorf. Grosse-Brockhoff will Forderungen und Angebote nicht in Einklang bringen: "Das Eva-Beuys-Archiv für Düsseldorf ist eine andere Sache, das hat mit Moyland nichts zu tun. Das muss man auseinanderhalten."

Das aber will Eva Beuys eben nicht. Nach Auskunft von Pfennig gibt es erste Übernahme-Angebote aus München. Pfennig sagt im Gespräch: "Es ist schon vieles aus dem Rheinland nach München gewandert." Wohl wahr, die Sammlungen Jan Wellem und Brandhorst, Schätze also aus Düsseldorf und Köln, können in der Bayern-Metropole bewundert werden.

Grosse-Brockhoff sagt voller Überzeugung: "Wir werden Moyland nicht nach Düsseldorf verlegen. Da müssen wir die Vorgänger-Entscheidung respektieren. Da sind zig Millionen investiert worden. Wir werden erst einmal die Anspruchs-Grundlage klären." Gleichzeitig kaufte der Kulturstaats-Sekretär die Schmela-Villa neben K20 in Düsseldorf. Hier soll, so munkelt man, ein internationales Beuys-Zentrum gegründet werden.

Also doch? Sind deshalb im letzten Jahr zusätzliche Ausstellungsmittel von 200 000 Euro für Moyland nicht ausgezahlt worden? In zehn Tagen zieht in diese Villa eine Joseph-Beuys-Forschungsgruppe auf Initiative der kommissarischen Leiterin der Kunstsammlung, Pia Müller-Tamm. Sie betreibt Grundlagen-Forschung.

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