Berlin: Auf Renaissance-Hype folgt Richter-Run

Berlin (dpa) - Die Berliner Kunstszene lebt von Kontrasten. Sorgte 2011 die Renaissance-Ausstellung mit Leonardo da Vincis Meisterwerk „Dame mit Hermelin“ für Rekorde, so verspricht dieses Jahr eine große Werkschau des zeitgenössischen Starkünstlers Gerhard Richter das Highlight der Saison zu werden.

Aber auch zahlreiche andere Ausstellungen locken mit einem hochkarätigen Programm in die Bundeshauptstadt. Ein Überblick:

„GERHARD RICHTER PANORAMA“ (12.2.-13.5.): Genau drei Tage nach dem 80. Geburtstag Richters am 9. Februar öffnet die Schau in der Neuen Nationalgalerie. Etwa 150 Werke aus allen Schaffensperioden geben einen Einblick in das vielschichtige und facettenreiche Werk. Zu sehen sind legendäre Klassiker wie die eine Treppe herabsteigende „Ema“ (1966) und das Porträt seiner Tochter „Betty“ (1988), aber auch farbgewaltige großflächige Abstraktionen und Arbeiten der „grauen“ Reihe. Eigens für die Berliner Schau verwirklicht der Künstler die Version I seiner abstrakten Improvisation „4900 Farben“.

„Noch nie zuvor konnte man einen so umfassenden Panoramablick auf Richters Lebenswerk werfen - und das in dem einzigartigen Glastempel von Mies van der Rohe“, sagte Nationalgalerie-Direktor Udo Kittelmann der Nachrichtenagentur dpa. „Somit begegnen sich auch auf diese Art und Weise zwei der genialsten künstlerischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts an einem Ort.“ Die Ausstellung hatte zuvor schon in der Londoner Tate Modern für Aufsehen gesorgt, zur Jahresmitte 2012 soll sie ins Centre Pompidou in Paris wandern.

„GERHARD RICHTER EDITIONEN“ (12.2.-13.5.): Als Ergänzung zu den Ölgemälden in der Nationalgalerie zeigt das private Berliner Ausstellungshaus me Collectors Room zeitgleich etwa 200 Auflagenwerke des Künstlers - Druckgrafiken, Fotoarbeiten, Künstlerbücher und Plakate. Veranstalter ist die Olbricht Stiftung - eigenen Angaben zufolge die wohl einzige Privatsammlung weltweit, die fast alle Richter-Editionen aus den vergangenen 50 Jahren hat.

„PACIFIC STANDARD TIME“ (15.3.-10.6.): Einen Blick über den Atlantik wirft der Martin-Gropius-Bau mit seinem Ausstellungsprojekt zur Kunstszene in Los Angeles, die als exemplarisch für die Nachkriegszeit gilt. Zu dem Kreis gehörten international renommierte Künstler wie John Baldessari, David Hockney, Edward Kienholz und Bruce Nauman. Die Ausstellung mit mehr als 300 Werken und Objekten von über 40 Künstlern entstand in Zusammenarbeit des Getty Research Center mit dem J. Paul Getty Museum und fand in den USA große Aufmerksamkeit. Einzige Station in Europa ist Berlin.

„BERLIN BIENNALE FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST“ (27.4.-1.7.): Die 1998 gegründete und von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Berlin Biennale gilt inzwischen als eine der weltweit wichtigsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Internationale Nachwuchskünstler stellen an verschiedenen Orten der Stadt neue, experimentelle Positionen vor. Als Kurator der 7. Biennale zeichnet der polnische Künstler Artur Zmijewski verantwortlich.

„100 JAHRE NOFRETETE“ (7.12.-13.4.2013): Eine Wiederbegegnung mit Berlins berühmtester „Dame“ verspricht das Neue Museum mit seiner Sonderausstellung zum Auffinden der Nofretete vor 100 Jahren. Die Jubiläums-Schau soll die altägyptische Epoche der „Amarna-Zeit“ beleuchten und so die weltbekannte Büste in ihren zeitgeschichtlichen Zusammenhang stellen.

„ROADS OF ARABIA“ (26.1.-9.4.): In einem bisher einmaligen Ausstellungsprojekt stellt sich das Königreich Saudi-Arabien in Europa vor. Nach Stationen in Paris, Barcelona und Sankt Petersburg zeigt auch das Berliner Pergamonmuseum die mehr als 300 einzigartigen Artefakte aus der saudischen Vor- und Frühgeschichte. Die Schau gilt nach Einschätzung von Experten als kulturpolitische Sensation.

„RUSSEN UND DEUTSCHE“ (12.10.-Januar 2013): Erstmals soll in einer großen Gemeinschaftsausstellung die 1000-jährige wechselvolle Geschichte zwischen Russland und Deutschland beleuchtet werden. Beide Länder tragen hochrangige, zum Teil noch nie gezeigte Exponate aus ihren Museen bei, die Regierungen unterstützen das Projekt. Start ist im Juni in Moskau, im Oktober eröffnet die Schau im Neuen Museum.

„FRIEDRICH DER GROSSE“: Und natürlich geht auch das Jubiläum des Jahres, der 300. Geburtstag des „Alten Fritz“, nicht spurlos an Berlin vorbei. Das Deutsche Historische Museum etwa ergründet die Frage, wie Friedrich der Große im Laufe der Geschichte unterschiedlich gesehen und bewertet wurde („Verehrt, verklärt, verdammt“, 22.3.-29.7.). Und das Kulturforum am Potsdamer Platz zeigt als Zusammenarbeit aller staatlichen Museen einen Überblick über die prägende Epoche des Preußen-Königs („Die Künste der Aufklärung“, 10.5.-5.8.).

„Den Staatlichen Museen ist es wieder gelungen, ein ausgesprochen hochkarätiges Ausstellungsprogramm zusammenzustellen“, sagte der auch für die Museen zuständige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger. „Besondere Höhepunkte werden außerdem die Grundsteinlegung für das neue Eingangsgebäude auf der Museumsinsel sein und die für Juni geplante Wiedereröffnung des erweiterten Museums Berggruen.“ Den Kunstfreunden wird's recht sein: In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Museums- und Ausstellungsbesucher in Berlin fast verdoppelt.

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