Ausstellung: Wilhelm Busch - Ein komischer Pessimist

Schloss Oberhausen zeigt Wilhelm Busch als meisterliches Bindeglied zwischen der frühen Karikatur und amerikanischen Comics.

<strong>Oberhausen. Jämmerlich dürr und schmal wie eine Bohnenstange ist die Gestalt, die dem Besucher in Ludwigforum Schoss Oberhausen zuerst begegnet: Er sieht sich selbst in einem Zerrspiegel. So katapultiert die Ausstellung "Herzenspein und Nasenschmerz" gleich mitten ins Thema: Es geht um die historische Verortung von Wilhelm Busch in einer langen Reihe von Karikaturisten, die von Satirikern des 17. Jahrhunderts bis zu Comic-Zeichnern reicht. Damit der sinnliche Auftakt nicht gleich verpufft, beginnt die vom Wilhelm-Busch-Museum in Hannover übernommene Ausstellung im Erdgeschoss etwas wahllos mit Karikaturen von Fredrich Karl Waechter, Erotischem von Tomi Ungerer sowie Fotografien, frühen Zeichnungen und Ölgemälden des jungen Busch.

Moderne Technik, die heute noch zum Standard gehört

Erst im zweiten Stock begreift man im Nacheinander der Räume, wie sich die Verzerrungen der Karikatur seit Carracci und Caillot entwickelt und dann von William Hogarth und Thomas Rowlandson, die im 18. Jahrhundert dem englischen Bürgertum satirisch die Leviten lasen, zur Bildergeschichte geformt wurden. Darauf bezieht sich Busch wenn er seit 1858 seine Bildergeschichten entwickelt. Wie modern er dabei vorgeht, erkennt man an dem Blatt "Der Undankbare", auf dem ein Volltrunkener im Rausch zu einem abstrakten Wirbelwind wird. Zur forcierten Bewegung kommt die Dramatisierung der Perspektive, wenn Busch den wirbelnden Mann aus der Vogelperspektive zeigt oder in "Die Fliege" auf einen Schuh und eine toten Fliege als Großaufnahme heranzoomt: Techniken, die bis heute zum Standardrepertoire des Comics und des Films gehören.

Man entdeckt in Oberhausen keinen neuen Wilhelm Busch, sondern das, was der Zuckerguss der Verklärung gern überdeckt. Der als Humoristen apostrophierte Zeichner, war ein Pessimist, der sich keine Illusionen über die menschliche Natur machte. Und so leben seine Geschichten zum einen von der Schadenfreude, wenn er seinen Figuren ihre Alltagswelt immer wieder ins Chaos stürzt.

Zum andern geht es dabei brutal und blutig zu, werden Nasen abgeschnitten, Knochen gebrochen, Bäuche aufgeschlitzt: Max und Moritz enden als Hühnerfutter; Unglücksrabe Hans Huckebein wird gehängt, Lehrer Lämpel explodiert die Pfeife, Herr Bartelmann verliert in "Das Pusterohr" ein Auge - es herrscht eine Lust am grausam grotesken Spaß, der später vom Slapstickfilm bis Quentin Tarantino wiederkehrt.

Im oberen Stockwerk sieht man neben Blättern, die sich zeichnend mit den Perspektivverzerrungen der Fotografie auseinandersetzen, den Einfluss Wilhelm Buschs auf Amerika und den Comic. Der deutschstämmige Rudolph Dirks hat in seinen "Katzenjammer Kids" genauso von ihm profitiert wie Walt Disney in seinen "Silly Symphonies" mit Mickey Mouse, die als Film in der Ausstellung zu sehen sind.

Vita Wilhelm Busch wurde am 15.April 1832 im niedersächsischen Wiedensahl geboren. Nach Studien an der Polytechnischen Schule in Hannover und den Kunstakademien in Düsseldorf, Antwerpen und München begann er 1858 mit der Mitarbeit an den Fliegenden Blättern und Münchner Bildergeschichten des Verlegers Caspar Braun.

Der Künstler Berühmt und wohlhabend machten ihn dann die Geschichten von "Max und Moritz", "Hans Huckebein", "Fipps der Affe" oder "Die fromme Helene". Daneben veröffentlichte er Prosa und Lyrik, seine Gemälde wurden erst nach seinem Tod bekannt. Wilhelm Busch starb am 9. Januar 1908 in Mechtshausen.

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