Ausstellung: Wie Menschen am Fluss wohnen

Museen zeigen Stadtentwicklung am Rhein und in Afrika.

Köln. Die demographische Entwicklung wird ganze Landstriche entvölkern. Profitieren werden davon die Städte, die bis 2060 fast 80 Prozent der Bevölkerung weltweit beherbergen, derzeit sind es knapp über 50 Prozent. Auch die rheinischen Kommunen Bonn, Köln, Leverkusen, Neuss, Düsseldorf und Duisburg werden zu den Gewinnern gehören.

Dass diese Entwicklung weit zurückreicht und was sie für die Zukunft bedeutet, das zeigt die Ausstellung "Dynamik + Wandel der Städte am Rhein 1910-2010+" des Museums für Architektur und Ingenieurskunst (M:AI) und der Regionale in zwölf Kapiteln.

Wohnen in einer wachsenden Großstadt, das hieß am Beginn des 20. Jahrhunderts viele Menschen auf engstem Wohnraum. Hygiene, Licht und Luft waren Mangelware. 1919 ließ der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer daher mehrere Grüngürtel als Naherholungsgebiete anlegen. Ein revolutionärer Schritt, der mit Entwürfen, Fotos und Texten anschaulich wird.

Weitere Kapitel widmen sich der Ausrichtung einer Stadt allein auf die Arbeitsabläufe der Industrie wie in Leverkusen, dem Wiederaufbau der zerstörten Städte und der Zersiedelung des Umlands durch die hemmungslose Eigenheimpolitik. Im Zentrum steht die Flusslage der Städte. Viele haben sich lange vom Rhein abgewandt. Wohnen und Arbeiten am Wasser wurde für die Bewohner erst wieder erfahrbar in den 1990er Jahren durch spektakuläre Projekte wie den Düsseldorfer Medienhafen oder den Duisburger Binnenhafen.

Unterbelichtet bleiben in der Ausstellung die Auswirkungen des Verkehrs. Sie werden nur im Zukunftsausblick zur Elektromobilität gestreift. Diese instruktive Ausstellung hat einen kongenialen Widerpart in der ersten Sonderausstellung des neu eröffneten Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln. Unter dem Titel "Afropolis" werden die fünf afrikanischen Megalopolen Kairo, Lagos, Nairobi, Kinshasa und Johannesburg vorgestellt. Städte, die sich in ihrer wuchernden Siedlungsstruktur und urbanen Kultur diametral von europäischen unterscheiden.

Die Ausstellung zeigt das mit Dokumentationen und Positionen afrikanischer Künstler. Man kann urbanen Sounds aus der 15-Millionenstadt Lagos lauschen und etwas über die Minibus-Kultur in Nairobi erfahren. Beide Ausstellungen ergänzen sich auf faszinierende Weise und zeigen, wie unterschiedlich Städte, aber auch der Blick darauf sein kann.

Die Ausstellung über Stadtentwicklung im Rheinland läuft bis 2.März 2011 im Kölner Rheinforum, Konrad Adenauer-Ufer 3, Di-So 11-18 Uhr, Eintritt: 5, erm. 3 Euro, Katalog: 32 Euro. Afropolis läuft bis 13. März 2011 im Kölner Rautenstrauch-Joest- Museum, Cäcilienstraße 29-33, Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, Eintritt: 5, erm. 3 Euro, Katalog: 35 Euro

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