Ausstellung: Jan Wellem - Majestät geruhen zu sammeln

Mit „Himmlisch, Höfisch, Herrlich“ entsteht in Düsseldorf die Zeit des Barock neu.

Düsseldorf. An Kurfürst Johann Wilhelm II., besser bekannt als Jan Wellem, kommt in der Landeshauptstadt derzeit niemand vorbei. Denn der Herrscher aus dem wittelsbachischen Haus Pfalz Neuburg wurde vor 350 Jahre geboren. Mit "Himmlisch-Herrlich-Höfisch" widmet nun auch das museum kunst palast dem Kurfürsten eine eigene Ausstellung.

Um es vorab zu sagen: Die nach München abgewanderte berühmte Gemäldegalerie Jan Wellems ist dabei nicht wieder erstanden. Ganze vier Bilder konnten aus der Alten Pinakothek in München ausgeliehen werden.

Dorthin waren die meisten der rund 1000 Bilder umfassenden Galerie gebracht worden, nachdem die Wittelsbacher unter Napoleon das Herzogtum Jülich-Berg gegen die bayerische Königswürde eingetauscht hatten. Immerhin ist Adrian van der Werffs "Huldigung der Künste" nun zu sehen, worin der Maler die Rolle des Kurfürstenpaares als Förderer der Künste darstellt.

Spendabler zeigte sich die Stadt Florenz. Sie entlieh programmatische Werke wie das bekannte Doppelgemälde des Kurfürstenpaares von Hofmaler Jan Frans van Douven, in dem durch Kurhut und Kaiserkrone auf Jan Wellems Rolle als Reichsverweser angedeutet wird.

Aber auch kleine Gemälde aus Anna Maria Luisas "Familienalbum", die sie und ihren Mann zum Beispiel beim Karneval zeigen. Nach dem Tod ihres Gatten hatte Anna Maria Luisa diese Erinnerungsstücke an den Arno mitgenommen.

Leider befindet sich unter den Münchener Bildern kein einziger Rubens. Dabei hätte Kuratorin Bettina Baumgärtel gerne mehr Rubensbilder gezeigt, schließlich hatte Johann Wilhelm dessen Werke gleich reihenweise gesammelt.

Zum einen weil der von Rubens in Szene gesetzte Marienkult des Kurfürsten eigener religiöser Überzeugung entsprach, zum anderen, weil er auf die Statthalterschaft in den spanischen Niederlanden hoffte. Vergeblich, wie man weiß.

Kurioserweise war es gerade ein Rubens, der sich dem Umzug nach München widersetzte: "Die Himmelfahrt Marias". Es wird kolportiert, dass das 4,3 mal 2,8 Meter große und 260 Kilogramm schwere Werk bei der Evakuierung der Kunstwerke vor den französischen Revolutionstruppen vom Karren fiel und in Mist und Asche neben dem Reiterdenkmal versteckt wurde, bis es in der Lambertuskirche Asyl fand.

Danach unternahmen die Wittelbacher keinen Versuch mehr, das schwere Werk, das ursprünglich aus einer belgischen Kirche stammt, über weitere Strecken zu transportieren. Heute bildet es den Kern der Barockgalerie im museum kunst palast.

Zur Ergänzung hat sich Baumgärtel aus Hamburg, London, Gent oder dem Paul Getty Museum in Los Angeles die Vorstufen und Kupferstich-Varia- nten des Bildes zusammengeliehen.

Im Rahmen ihrer Recherchen entdeckte sie in einer Brüsseler Kirche auch den Altar, in dem sich das Bild früher befand. Nun würde sie gerne durch eine Rekonstruktion Bild und Rahmen wieder zusammen zu führen. Bis jetzt ist das nur als digitale Animation am Ende des Rundgangs zu erleben.

Noch andere Bilder sind übrigens in Düsseldorf geblieben, zum Beispiel van Douvens Reiterbildnis oder Antonio Belluccis Darstellung von Anna Maria Luisa als Minerva. Letzteres schmückte das Schloss Bensberg und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts mit anderen Gemälden dort in einem Bretterverschlag entdeckt. Sie gingen in das Eigentum der Kunstakademie über und sind seit 1932 Dauerleihgaben an das Kunstmuseum.

Gemeinsam mit Bildern aus der Grafiksammlung und Vorstudien zu den Ausmalungen in den Jan-Wellem-Schlössern spiegeln sie eindrucksvoll den Prunk der Barockzeit, der übrigens nicht Selbstzweck war, sondern ein damals notwendiger Teil der Herrschaftsinszenierung Eine wahrlich himmlische, herrliche, höfische Ausstellung also.

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