Comics Kunst ist, wenn man trotzdem lacht

Zwischen sehr niedlich und sehr lustig rangieren die Comics von Ruthe, Sauer und Flix, die in Oberhausen zu sehen sind. Und ob das Kunst ist!

Oberhausen. Über den Titel ihrer Ausstellung ist Christine Vogt nicht besonders glücklich. „Das ist doch keine Kunst“ heißt die Schau in der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen, die am Samstag eröffnet wird. Vogt ist Direktorin des Museums und hat keinen Zweifel, dass auf den 641, von Praktikantinnen nachgezählten, Blättern, Kunst zu sehen ist. Bis zum 17. Januar widmet sich das Museum im Schatten des Gasometers Comic und Cartoons. Während der Comic als Bildwitz mit einer Zeichnung samt Pointe hinkommt, braucht der Cartoon ungleich mehr Platz.

Den Namen der Ausstellung haben sich die drei Hauptakteure, die Zeichner Ralph Ruthe (43), Joscha Sauer (37) und Flix (eigentlich Felix Görmann, 39), ausgedacht und tapfer gegen Museumsdirektorin Vogt verteidigt. Womit die Frage — Kunst: ja oder nein? — aber immer noch nicht abschließend geklärt ist. „Mir ist egal, ob die Besucher unsere Arbeiten für Kunst halten oder nicht“, sagt Ruthe. „Ich freue mich, wenn sie lachen.“

Witzig und niedlich: die Comics von Ruthe, Sauer und Flix
11 Bilder

Witzig und niedlich: die Comics von Ruthe, Sauer und Flix

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Auf drei Etagen sind die Werke zu sehen. Skizzen, Entwürfe, aber auch Seiten, die in Zeitungen, Magazinen und Büchern erschienen sind. Zum Teil haben Ruthe, Sauer und Flix dafür ihre eigenen Archive geplündert. Bei Sauer machen häufig Tiere komische Dinge. Lemminge, die die Polizei rufen, weil der eine den anderen von der Klippe schubsen will; oder ein kreativer Gockel, der statt zu krähen morgens lieber mit Wasser spritzt. Komisch wird’s auch, wenn der Gevatter Tod bei Ruthe den Zeichner am Schreibtisch fragt: „Kann man davon leben?“

Alles Originale! Was, nachdem die Frage nach der Kunst noch ungeklärt ist, eine neue aufwirft. Denn was ist das Original, der erste Entwurf oder die fertige Zeichnung, die am Ende hunderttausendfach veröffentlicht wird? „Was wir auf dem Papier machen, ist die Vorstufe“, erklärt Flix, der sich schon Goethes Faust für eine Bildgeschichte vorgeknöpft hat. „Das Ziel ist das Buch.“ Und somit das Original.

Dennoch sind gerade die Entwürfe und Skizzen das Faszinierende. Sie erlauben gewissermaßen einen Blick in die Werkstatt der Zeichner, in der Bleistift, Tinte, Lineal, Schere und Klebstoff längst von Computern und Bildbearbeitungsprogrammen ersetzt worden sind. Da nicht nur neue Arbeiten zu sehen sind, können Besucher den Weg der Künstler nachvollziehen. Ralph Ruthe begann als 14-Jähriger für ein Kundenheft einer Bank zu zeichnen, Joscha Sauer trat bereits mit zehn Jahren im ZDF als Schnellzeichner auf, und Flix zeichnete seine Faust-Comictragödie mit 20 Jahren.

Für Museumschefin Vogt sind Ruthe, Sauer und Flix „die drei großen, die im Moment in Deutschland tätig sind.“ Da die Zeichner sich kennen, mögen und auch zusammenarbeiten, hat jeder nicht nur einen eigenen Ausstellungsraum, sie sind auch als Dreierpack zu sehen.

Im Museum. Also müssen Comics und Cartoons wohl Kunst sein — ganz wie die Chefin sagt.

ruthe.de nichtlustig.de der-flix.de

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