Kölner Stadtarchiv kommt vorläufig im Möbelzentrum unter

Die Miete kostet die Stadt im Monat 151 000 Euro.

Köln. Die bis zu 1000 Jahre alten Dokumente des Kölner Stadtarchivs werden in den nächsten Jahren im Lager eines Möbelhauses gesichtet und restauriert. „Das ist ein wichtiger Meilenstein“, sagte am Mittwoch die Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia. „Bis zur Fertigstellung des Neubaus müssen alle Aktivitäten von hier aus gelenkt werden.“ Die angepassten Räume in dem Möbelzentrum am Stadtrand von Köln sollen im Frühjahr bezogen werden. Die Miete, die von der Stadt aufgebracht werden muss, beträgt im Monat 151 000 Euro.

„Die Errichtung des Neubaus erwarte ich bis 2015“, sagte Schmidt-Czaia. In dieser Woche solle der europaweite Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. Der neue Bau solle sehr einladend werden. Nicht besonders historisch, aber dafür zweckmäßig, sagt die Direktorin.

Das Stadtarchiv, eines der bedeutendsten Europas, war am 3. März 2009 durch Pannen beim U-Bahn-Bau eingestürzt. Nach der Bergung wurde das Material in 19 anderen Archiven notdürftig zwischengelagert. Restbestände liegen immer noch unter der Erde im Grundwasser. Wenn kein Rheinhochwasser kommt und auch keine längere Frostperiode, soll bis Ende Januar alles gehoben sein.

85 Prozent der Archivbestände sind bei dem Einsturz beschädigt worden. „Wir haben jedes Schadensbild, von leicht zerknittert bis zur völligen Fragmentierung“, schilderte Andreas Berger, der die Digitalisierung leitet.

Insgesamt geht es um 35 Kilometer Regalbestände. Für 17 Kilometer wäre in den Räumen des vorläufigen Archivstandorts Platz, doch voraussichtlich werden dort bis zur Fertigstellung des Neubaus nur zehn Kilometer restauriert, geordnet und gelagert werden können. Für die Restaurierung aller Bestände zusammen werden wohl 30 bis 40 Jahre nötig sein. „Dazu braucht es unendlich viel Geld“, sagte Schmidt-Czaia.

Nicht nur die Beschädigungen sind ein Problem, sondern auch die Zerstreuung der Dokumente. In den meisten Fällen ist gar nicht bekannt, wo sich was befindet. „Ein Archiv durcheinander — das ist die Hölle“, sagte die Direktorin.

Zurzeit beschäftigt das Archiv 80 Mitarbeiter, die meisten davon sind Hilfskräfte, die das Material entstauben und kleine Risse beheben. Im Laufe des nächsten Jahres sollen es insgesamt 185 Mitarbeiter werden, davon 25 Restauratoren.

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