Jürgen Klauke — der unangepasste kölner Künstler wird 70

Kölner Künstler präsentiert die Welt ohne bunte Bilder.

Köln. Jürgen Klauke ist der Antipode der Becher-Schule. Seit 1968 lebt er in Köln, seit 1993 lehrte er 15 Jahre lang als Professor für künstlerische Fotografie an der Medienhochschule seiner Wahlheimat. Seinen 70. Geburtstag allerdings feiert er am Freitag in der Galerie Hans Mayer in Düsseldorf.

Ein Unangepasster, der das Risiko liebt, als Fotokünstler und Performer. Angefangen hatte er mit „Ich und Ich“, einer Art Tagebuch im Kommunardenlook. Über Polaroids, bei denen man die Fototechnik nicht kennen muss, kam er zum fotografischen Bild. Seine Themen um 1970 waren provozierend und schön zugleich. Es ging um „die Aneignung des Weiblichen und die Infragestellung des ewig Männlichen“, wie er es nennt. Er packte heiße Eisen an und entnahm seine Themen auch aus der „Giftküche“ eines kriminalsoziologischen Lexikons.

Mitte der 70er Jahre wurde er zum wichtigen Vertreter der Performance in Deutschland. Er pfiff auf Fluxus und Mitmachaktionen. „Bei mir ging es um Grenzwerte und Grenzüberschreitungen“, sagt er im Gespräch. Als er 1979 im Münchner Lembachhaus seine legendäre Performance „Hinsetzen, Aufsteh’n Ich liebe dich“ in Szene setzte, wurde seine Stimme immer aggressiver, während die Frauenstimme gleich blieb. „Am Ende ging der Stuhl in Sägemehl über, eine solche Kraft hatte ich in dem Moment“, erinnert er sich.

Berühmt machten ihn seine Fotoserien, mit ihm als Akteur, der wie ein Magier an Strippen über den Dingen schwebt. Immer geht es ihm um eine „Ästhetisierung des Existenziellen“. Alles wird geplant und gezeichnet, bevor er ins Profistudio geht. Im Foto bringt er all seine Belastungsproben, seine inneren Erfahrungen und Bilder ein.

Er pfeift auf all die schönen Fotos aus Schlössern oder vom Meer. Sein Werk präsentiert letztlich eine Welt ohne Heilsversprechen. Er sagt: „Bei mir streiten sich die Götter, ob sie meine zum Teil unangenehmen Bilder schön finden sollen. Man muss sich auf sie einlassen, nur dann hat man Gewinn.“ Die Fotos sind schwarz-weiß, fast monochrom, denn die Abstraktion sei ihm lieber als das Abbild. Er wolle die Fragen hinter den Dingen zeigen.

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