Hombroich: Festakt für den Siza-Pavillon

Komplex des portugiesischen Architekten wird eröffnet.

Neuss. Am Sonntag wird auf der Raketenstation der Stiftung Hombroich der Pavillon des portugiesischen Architekten Alvaro Siza eröffnet. Die Besucher, die ab 12 Uhr dem Festakt beiwohnen, werden den Komplex mit seinen knapp tausend Quadratmetern Grundfläche nicht sofort finden, denn der Neubau liegt hinter einem Wall versteckt. Als Eröffnungsgeschenk wird der Nachlass von Erwin Heerich präsentiert.

Alvaro Siza hatte kaum den Pritzkerpreis, den Nobelpreis der Architekten, erhalten, als er 1994 mit dem Stifter der Museumsinsel, Karl-Heinrich Müller, einig wurde. Siza, der Ästhet, der sensibel auf die Architektur der Insel reagiert, sollte bauen. Der Standort und die Nutzung des Gebäudes standen jahrelang nicht fest. Jetzt, da Einzug gefeiert wird, werden all die Freundschaftsbezüge, der meditative Geist, die Nähe zu den Bauten von Erwin Heerich deutlich.

Auch Siza benutzt alte Ziegelsteine aus Abbruchhäusern, doch die Architektur ist mediterran. Dies wird in einer langen Schauwand deutlich, die die niederrheinische Landschaft akzentuiert. Die Fenster sind so schmal geschnitten, als müssten sie die Sonne des Südens abhalten. Dann aber öffnen sich doch zwei Riesenfenster, so dass das Licht die Räume geradezu flutet und durch das Gebäude wandert.

Siza achtet auf edle Materialien. Eingang, Treppen und Toiletten sind aus portugiesischem Sandstein, Böden und Decken aus massiver Eiche, die WC-Tür aus Augenahorn und mit Intarsien eingelegt. Der kleine Zuschauerraum mit 40 hölzernen Sitzen, dessen Lehnen sich herausnehmen lassen, ist schräg angeschnitten, damit das Licht besser Einlass findet.

Wie sehr Siza den Geist der Insel und seines verstorbenen Freundes schätzt, wird aus einer wunderbaren Geste deutlich: Er schenkt ein Konvolut seiner Arbeiten und wird auch in seinem Pavillon eine Ausstellung betreuen.

Doch zunächst wird das Werk Erwin Heerichs (1922-2004) präsentiert, Schöpfer aller Aufbauten auf der Museumsinsel. Er vermachte seinen künstlerischen Nachlass der Stiftung Insel Hombroich. Wenn die Eröffnung des Pavillons und der Ausstellung von Jahr zu Jahr verschoben wurde, lag das am Nachlass selbst. Statt 500 Arbeiten fand man vom Speicher bis zum Keller ein mit Kostbarkeiten vollgestopftes Wohnhaus. 7000 Papierarbeiten und 200 Plastiken kamen zum Vorschein.

Archivleiterin Birgit Brunk und der Sohn Martin Heerich organisierten eine wunderschöne Schau, die das plastische Denken des Künstlers wiederspiegelt. Da ist zum Beispiel ein Spielzeugpferd zu bewundern, mit einem Mechanismus aus Rollen, Bindfäden und Messingstangen. Es setzt ganz simpel die Drehbewegung einer Kurbel um und lässt eine Pappfigur auf- und abwärts reiten. Durch Gewicht und Gegengewicht entstehen stets neue Formen. Das Haus, das Heerichs Archiv aufnimmt, nennt sich "Forum für räumliches Denken". Ein idealer Titel.

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